Ein befreundeter Unternehmer erzählte mir heute folgende Geschichte, nachdem ich ihn telefonisch nicht mehr erreichen konnte:
Seine Firma hat einen neuen Standort bezogen und hat dabei auch den Telekommunikations-Anbieter gewechselt. Der alte Anbieter weigert sich nun, die Telefonnummern freizugeben und an den neuen Anbieter weiterzugeben.
Nun denkt man natürlich, dass es das aufgrund der Deregulierungs-Gesetzgebung gar nicht geben darf. Natürlich muß man beim Wechsel des Anbieters auch seine Rufnummern mitnehmen können.
Weit gefehlt. Der alte Anbieter COLT argumentiert, dass die Restlaufzeit des Vertrags noch drei Monate beträgt und man erst dann die Nummern freigeben werde. Jeglicher gütliche Einigungsversuch scheiterte. Minimalkonsens war die Weiterleitung der Nummer in ein Call Center, das dann den Anrufer an eine temporäre Nummer des neuen Anbieter weiterleitet.
Der befreundete Unternehmer klagte und wollte es nun genau wissen. Ergebnis: Die Richter entschieden zugunsten von COLT mit der Argumentation, dass COLT ja bis zum Vertragsende zumindest theoretisch die Leistung erbringen müsse und genau diese alte Nummer zur korrekten Leistungserbringung notwendig sei. Dass hier gar keine Leistung mehr erbracht werden muß, interessierte die Richter wenig.
Nun wird diese Klage den Weg weiter durch die Instanzen nehmen. Die Frage ist nun: Hat irgendwer schon mal etwas vergleichbares erlebt? Juristisch scheint mir diese Frage sehr spannend. Moralisch hat sich damit COLT eh disqualifiziert.
Im Bereich Festnetz habe ich das noch nicht erlebt, aber ich habe kürzlich im betrieblichen Umfeld die Erfahrung gemacht, dass Eplus nicht bereit war, es einem langjährigen Geschäftskunden zu ermöglichen, die über 300 Einzel-Verträge zu einem Termin zu einem anderen Anbieter zu migrieren – nicht einmal gegen Zahlung einer Ablöse bzw. Konventionalstrafe.
Der Anbieter ist sicherlich in beiden Fällen im Recht – ob das Verhalten langfristig clever ist, ist eine andere Frage. Außerdem verhalten sich im Oligopol-Markt Telekommunikation sicherlich die meisten bis alle Anbieter so – so schlecht das für den Kunden auch sein mag.
Interessant ist auch, dass man bei COLT bereit war, die Nummern gegen Zahlung einer deutlich vierstelligen Summe freizugeben vor dem Ende der Vertragslaufzeit. Daher wäre es auch spannend zu erfahren, was geschieht, wenn der Kläger nun doch in der nächsten Instanz recht bekommt – denn das würde wahrscheinlich viele Ex-Kunden wach rütteln, die lieber keinen Kunden verlieren wollten und daher diese Form des modernen Wegelagerertums mitgemacht haben.
Die Frage dürfte schon ziemlich alt sein, nur taucht sie offenbar immer wieder in anderen Kleidern auf. Nach dem guten alten BGB gehört es zu den Käuferpflichten, eine gekaufte Sache zu bezahlen und abzunehmen. Ob man sie noch will oder nicht. Verträge sind geschlossen und hier offenbar bis zum sturen Ende der Restlaufzeit.
Sich diese ggf. mit einer kleinen Erpressung noch zu versüssen ist doch ausserdem gang und gäbe. Eine Vorfälligkeitsentschädigung bei Kreditablöse dürfte ja auch nichts anderes sein. Wegelagerei bleibt es trotzdem.
Im Mobilmarkt macht man diese Erfahrung wohl häufiger. Das ist einer der Gründe warum trotz der inzwischen einfachen Rufnummermitnahme die Rufnummer so häufig wechselt. Mein Vertrag bei O2 läuft zum Bespiel im November aus – ich werde mir in zwei Wochen ein iPhone mit Vertrag holen und hab quasi keine Chance meine Nummer mitzunehmen. Eventuell kann ich dann die Nummer im November übernehmen – wenn T-Mobile die Übernahme zu der Zeit noch mitmacht.
Ja, das kenne ich. Eins und Eins sind nicht besser. 3 Monate vor dem Umzug alles in die Wege geleitet. Abschaltung prompt per Termin und der neue lässt warten.Nach Wochen kommt die Terminvorgaben von 1&1: Die Telekom kommt zum xxx Datum zwischen 8 und 16 Uhr. Auch wenn schon feststeht, dass zu diesem Zeitpunkt keiner da ist, kommen die von der Telekom dennoch. Können wohl nicht abbestellt werden. Termine vereinbaren kennen die auch nicht.Nach einem Monat hin und her haben wir nun endlich wieder Festnetz und DSL.
Ich verneige mich ob Deiner Geduld – die hätte ich schon lange nicht mehr nach solch' einer Odyssee. So bin ich nicht ganz unglücklich, weiland bei der T-Com geblieben zu sein… Und dort hat selbst die kürzlich beauftragte VDSL-Umstellung ganz ohne mein Zutun und gar ohne meine Anwesenheit im Büro einwandfrei funktioniert. Ich betrachte das Ganze jetzt eher unter dem Aspekt, daß ein monatlicher Mehrbetrag nötig ist, um die Anzahl meiner grauen Haare und die Anzahl meiner für alle (Un)beteiligten unfairen Wutausbrüche gering zu halten…