Liebe Deutsche Bahn

Liebe Deutsche Bahn,

ihr wisst, ich bin ein großer Freund des schienengebundenen Verkehrs. Und ich weiß, dass Reisen an einem Tag wie diesem mit dem Auto eine größere Katastrophe wären, als mit der Bahn unterwegs zu sein.

Selbst für die verspätete Ankunft des Zuges aufgrund einer Weichenstörung hatte ich heute morgen noch Verständnis. Erst waren es 15 Minuten, nach 15 Minuten waren es 30 Minuten, dann waren es 40 Minuten. Ich wartete geduldig, aber frierend.

Aber als ich dann nach 50 Minuten den Zug bestieg und erst im Zug erfuhr, dass dieser Zug aufgrund der Verspätung nicht mehr bis zum Ziel fährt, sondern auf halber Strecke enden wird, da bekam ich schlechte Laune. Wieso weiß das der Zugbegleiter und nicht das Bahnhofspersonal. Oder weiß es das Bahnhofspersonal, hat für diesen Fall aber leider keine vorbereitete Durchsage parat?

Hätte ich es gewußt, wäre ich sofort nach Hause gefahren, Rechner angeworfen, Telefonkonferenz gemacht, fertig.

Jetzt höre ich: „Schulligung, ist ein unglücklicher Einzelfall“. Ist es aber nicht. Denn die Geschichte geht weiter.

Zugpersonal empfiehlt also: „Nehmen Sie den nächsten Zug, der ist pünktlich und fährt zum Ziel“

Ich also: Steige beim nächsten Halt aus und warte auf den Zug der angeblich pünktlich kommt und durchfährt.

Angeblich.

Erstens kommt der nachfolgende Zug eben nicht pünktlich. In diesem Fall weiß das Zugpersonal weniger als der Kollege auf dem Bahnsteig. 15 Minuten mit noch kälteren Füssen.

Und nun, liebe Bahn, kommt es: Ich sitze im Zug, der angeblich pünktlich ist, und der angeblich dann zum Ziel fährt. Und er tut es nicht!

Denn der Zugbegleiter teilt nach Reiseantritt mit: „Da militante Atomkraftgegner die Signalanlagen bei Magdeburg gestört haben, endet unser Zug im Nirgendwo und wir wünschen Ihnen viel Spaß mit dem Schienenersatzverkehr“.

Das, liebe Bahn, habt Ihr schon lange gewusst. Der blöde Castor stand gestern schon irgendwo in Meck-Pomm. Wieso also redet Ihr nicht miteinander und vor allem nicht mit dem Kunden? Wieso können Bahnhofsmitarbeiter nicht mitteilen, was Zugbegleiter wissen? Warum sitze ich jetzt in diesem gottverdammten Zug, komme Stunden zu spät zu einem Termin, den ich mir hätte so sparen können?

Ja, Ihr habt es nicht leicht. Vereiste Weichen, Atomkraftgegner, all das sind üble Dinge. Aber wenn man das alles VOR dem Besteigen eines Zuges wüsste, dann müsste man die Reise erst gar nicht antreten.

Mit eisigen Grüßen

ein unterkühlter Bahnfreund

4 Responses to “Liebe Deutsche Bahn”


  • Nachtrag: Es stinkt zum Himmel. Vermutlich war alles erstunken und erlogen. Der Verdacht liegt nahe, dass Atomkraftgegner eine tolle Ausrede sind.
    Konkret handelt es sich in meinem Fall um den RE1 von Berlin nach Magdeburg. Der um 50 Minuten verspätete Zug fährt nicht mehr bis Magedburg, sondern nur bis Genthin. Also ungefähr die halbe Strecke.

    Der zweite, um ca. 15 Minuten verspätete Versuch endet in Biederitz, kurz vor Magdeburg. Angeblich wegen böser Atomkraftgegner, die hier den Castor aufhalten wollten.

    Merkwürdig nur, dass nicht etwa der angedrohte Schienenersatzverkehr den Kunden nun nach Magdeburg bringen soll. Denn nun heißt es. In Biederitz einfach eine halbe Stunde auf dem Bahnsteig rumstehen und dann in den nächsten Regionalexpress steigen, der in Magdeburg hält. Wo also bitte ist hier eine von bösen Vandalen gestörte Signalanlage? Wieso geht denn die Reise nun merkwürdigerweise doch auf der Schiene weiter?

    Der Verdacht liegt nahe, dass die Bahn den RE1 nur einfach wieder eintakten will. Der Kunde wir belogen, Atomkraftgegner sind ja sowieso Chaoten und Vandalen, und die sind schuld. Die Wahrheit ist aber, dass der um 50 Minuten verspätete Zug einfach auf halber Strecke umdreht, und damit sich wieder korrekt in den Pendeltakt einreiht. Und der um 15 Minuten verspätete Zug kehrt halt kurz vor dem Ziel um, um dann auch wieder pünktlich zurückzupendeln. Der Kunde wird für blöd verkauft, nicht informiert, ja belogen. Hey Bahn, ich muss heute noch zurück nach Berlin. Und ich habe jetzt schon fertig.

  • Exzellente Formulierung eines Gedankens, der mich schon seit Jahren immer wieder beschleicht: Die Bahn lügt, was das Zeug hält, Hauptsache es sind „Einzelfälle“ ausserhalb ihres Verantwortungsbereiches (ich denke mal, Du wirst schlechte Karten haben, Dein Ticket wg. Verspätung ersetzt zu bekommen).

    Leider ist dieses Verhalten aber nicht nur bei den Herren der DB an der Tagesordnung, sondern auch das Unternehmen mit dem Kranich hat sich von diesem Kuchen ein allzu großes Stück abgeschnitten – und insgeheim wünsche ich beiden Parteien, dass sie sich gehörig daran verschlucken!

    Ein nicht mehr der Bahn Wohlgesonnener

  • Das ist so typisch und es hat sich ja jetzt in den Wochen gezeigt, dass es ein echtes Problem der Bahn ist, weil offenbar zu wenig Personal und Material ist und natürlich ist man dann als Kunde weder König noch Page. Vielmehr ein Bittsteller der alles zuletzt erfährt und nichts bekommt.

  • Ich war in den letzten 4 Jahren Schüler und musste häufig mit der DB fahren. Ich habe nur sehr schlechte Erfahrungen gesammelt. Immer nur Verspätugen oder Staus. Im Jahr 2010 war es am schlimmsten. Sämtliche andere Unternehmen wären schon auf Insolvenz. Aber so ein Staatsunternehmen darf sich wohl alles erlauben. Die Bahn ist einzigmalig, da sie die Nachteile eines Arbeitgebers und die Nachteile der privaten Abteilung in sich vereint!! Nie wieder DB! Der einzigste Vorteil der existierte waren die leckeren Bordrestaurants, die haben da vermute ich mehrere professionelle Snackgeräte von Cookmax.de .

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