Lernt Programmieren!

Ich glaube, wir brauchen eine neue Kultur der Technologie.

Schreibt Nico Lumma. Und der muss es wissen. Er sucht ebenso wie wir händeringend nach guten Software-Entwicklern. Der Markt ist leergefegt.

Der Nachwuchs? Lernt Powerpoint auf der Schule. Die beste Präsentation zum Thema Walfische oder Bisamratten bekommt eine 1.

Ich hatte mich vor einigen Tagen über das Thema Eltern und Technologie ausgeweint. Grundsätzlich gibt es in unserem Land einen großen Graben zwischen den Technologie-Kritikern und den Vertretern der neuen Online-Welt. Es fehlt nicht nur das Verständnis für die Mechanismen der digitalen Welt, sondern oftmals schon der Wille, diese Mechanismen zu verstehen.

Für den Schulbetrieb heißt das offenbar: Informationstechnologie ist das, was auf dem Desktop ist. Und so basteln die Kinder Powerpoints – und lernen doch nichts über Digitalien.

Ich habe in der Schule vor über 25 Jahren einen engagierten Lehrer gehabt, der uns BASIC und PASCAL beigebracht hat. Und ich hatte Eltern, die mich zu einem Ferienkurs „BASIC Programmierung“ schickten. Daraus wurden dann mehrere Kurse, und ich schrieb als Schüler meinem Vater die eine oder andere hilfreiche „App“ auf einem Sharp MZ-700 für seine Projekte.

Das alles hat, obwohl ich nicht Informatik sondern BWL studiert habe, sehr geholfen in der digitalen Welt. Und ich plädiere daher ebenso wie Nico Lumma für die Einführung eines Unterrichtsfachs „Programmieren“. Kinder müssen ebenso wie Fremdsprachen an Programmiersprachen herangeführt werden. Nicht nur, um den Nachwuchsmangel im IT Sektor auszugleichen, sondern um die Kindern zu Akteuren und nicht nur zu Konsumenten in der digitalen Welt zu machen.

Michael Bloomberg, New Yorks Bürgermeister, will in 2012 programmieren lernen. Das Codeyear der Codeacademy ist eine großartige Idee. Für unsere Kinder. Und auch für die Eltern.

4 Responses to “Lernt Programmieren!”


  • Denke eines der Hauptprobleme liegt darin, dass das Bildungssystem der Entwicklung in Bezug auf Geschwindigkeit kaum Schritt halten kann. Ja, es gibt inzwischen interaktive Whiteboards und Notebooks an vielen Schulen in D – vielleicht mehr als wird denken. Aber das bringt ja im Zweifel auch nichts, wenn auf Ministeriumsseite nicht erkannt wird, dass Unternehmen in Zukunft vollkommen anders ticken werden. Alles was irgendwie durch Software ersetzt werden kann – wird durch Software ersetzt! Alles und jeder! Wer da nicht die Software beherrschen kann, wird einfach keinen Job mehr bekommen.

  • Wenn Eltern nicht die Notwendigkeit des Erlernens von Fremdsprachen verstanden hätten, hätten wir dort ähnliche Probleme in der Schule.

    Will sagen: Die Schule allein kann und wird das Problem nicht lösen, erst wenn die Eltern verstehen, was Programmierenkönnen bedeutet, gibt es eine Chance.

    Ich habe auch am C64 (eigentlich früher, ok) Programmieren gelernt, habe in der Schule in der Computer-AG Turbo-Pascal gelernt etc. pp. Und ich wüsste heute nicht, wo mein Alltag von Computern geprägt ist, wie ich klarkommen sollte, wenn ich mir nicht das eine oder andere Tool oder Script selber schreiben würde.

  • 20 Jahre in der IT. Ich würde niemandem empfehlen in diese Branche zu gehen, schon gar nicht als Programmierer. Da kann man in Deutschland sein Geld wahrlich leichter verdienen.
    Nico Lumma ist übrigens auch ein schönes Beispiel. Als ständiger Unruheherd alle 2 Jahre eine neue Firma mit neuen Projekten und natürlich auch neuen Programmierern. Das muss man mögen insbesondere wenn man als Programmierer die Ideen für deutlich weniger Geld umsetzen soll und sich diese dann oft als wenig tragfähig erweisen.
    Um in der IT Branche als Fachkraft zukünftig eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung zu bekommen reicht ein Brutto Jahreseinkommen von 33.000 Euro. Das ist ungefähr das was meine Frau in Teilzeit(!) als Altenpflegerin verdient.
    Wenn das das Niveau ist auf dem wir uns zukünftig bewegen dann hat die IT in Deutschland ungefähr die selben Zukunftsaussichten wie die hiesige Solarbranche.
    Ich selbst will mich nicht beklagen, verdiene ganz gut und freue mich, dass der Arbeitsmarkt zur Zeit wieder etwas freundlicher ausschaut als noch vor 5 Jahren.
    Das meine Tochter in der Schule ein Powerpoint Referat halten muss stört mich auch nicht. Im Gegensatz zu mir macht ihr das Spass.
    Im übrigen wurde die Schulzeit beim Abitur erst um 1 Jahr gekürzt, die Wehrpflicht abgeschafft und studiert wird jetzt auch viel schneller und angeblich praxisbezogener. Eingeschult wird tw. auch früher (zumindest hier in Bayern). Die Jugend soll ja schneller in die Unternehmen um endlich Praxiswissen zu erwerben.

  • Als mein Vater mir Mitte der 80er Jahre einen eigenen PC schenkte, war ich fasziniert von den Möglichkeiten. Vorher hatte ich einen VC20, auf dem nur Basic und das in nur 3,2 kB RAM ging. Der VC 20 war schnell am Ende mit dem Speicher, bei den etwas komplexeren Programmen. Da reichte schon ein wenig Grafikprogrammierung.
    Mit dem neuen PC begann ich erst DOS und dann CP/M zu erkunden. Dann wieder Basic. Irgendwann war auch das zu wenig. Da bekam ich dann einen FORTRAN 77 Compiler – merkwürdige Weihnachtsgeschenke, aber genial. FORTRAN habe ich dann an der VHS in Bonn gelernt. Mit lauter Leuten, die mindesten dreimal so alt waren, wie ich. Irgendwie muss das meinen Weg vorgezeichnet haben, und später im Informatik-Studium hat mir das alles immer noch sehr viel genützt.
    Heute programmiere ich nicht mehr selbst, aber es tut gut zu wissen, dass ich es noch könnte. Hier und da mal eine Batch Datei …. Na ja. Und ich beschäftige immer wieder Schülerpraktikanten, die entweder JavaScript oder Powershell bei uns ausprobieren und dann gelegentlich eine echte Leidenschaft entwickeln.
    Meine Kinder haben das Programmieren noch nicht entdeckt – aber wer weiß, vielleicht kommt es noch. Möglichkeiten sind da. Rechner reichlich. und Zeit ist aber heute noch weniger da, als früher.

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