Kluge Kolumne zur LotusPhere 2003

Kolumne zur LotusPhere 2003, veröffentlicht im Groupware Magazin

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Orlando, Moskau, Barcelona, Seoul, Alpha Centauri – und zurück

Nach mehreren Millionen Jahren kommt der größte Computer aller Zeiten zu dem Ergebnis “42”. Das Problem war nur: niemand wusste mehr, wie eigentlich die Frage lautete. Im wirklichen Leben begegnen uns bedenkliche Parallelen zu Douglas Adams Meisterwerk „hitchhikers guide through the galaxy“. Denn auch auf der 10. Lotusphere ist man ebenfalls auf verwirrende Antworten zu Fragen gestoßen, die die Lotus Gemeinde nie gestellt hat. Die Antworten lauteten in etwa so: Seoul, Atlanta, Barcelona. Doch dazu später mehr.

Zunächst ist da also der Neue. Der Neue heißt Ambu „.NOT“ Gojal und wird uns in Zukunft den Weg weisen. Wohin? Das wissen leider auch nach dieser Lotusphere vermutlich nur Eingeweihte. Wenn also wir Business, Advanced, Premier, und sonstigen Partner es kaum verstehen – wie also dann der Kunde? Vielleicht weiß es ja auch nicht mal IBM? Sind wir doch alle nur Teil eines gigantischen Experiments der Mäuse? Diese Frage lässt sich vom heutigen Standpunkt aus nur schwer beantworten. Auch wenn sie schicksalsentscheidend sein könnte. Eines Tages tauchte ja in Douglas Adams Trilogie die fremde Raumflotte auf und sprengte die Erde in die Luft. Mutter Erde musste Platz machen für eine intergalaktische Umgehungsstraße. Pech gehabt für die Erdlinge – schließlich hätte man ja 1000 Jahre Zeit gehabt, sich im Planungsamt auf Alpha Centauri zu informieren.

In unserem Fall liegt es aber ein wenig anders. Niemand kann sagen, wir wären nicht gewarnt. Unsere geistig-moralischer Retter hat einen Namen: Ed Brill. Sein alljährlich auf der Lotusphere vor einer großen Zahl begeisterter Fans aufgeführter Fortsetzungsroman „The Boss loves Microsoft – And where does that leave Lotus?“ zeigt uns immer wieder, wer der Feind ist und woher das Böse kommt. Nicht aus Armonk, sondern aus Redmond. Das gibt uns Halt und Zuversicht.

Und so haben wir auf dieser Lotusphere vor allem gelernt, dass auch zwei Wege zum Glück führen können: Der Weg der Now Generation und der Weg der Next Generation.

Wir haben auch gelernt, dass neue Namen neues Glück bringen werden. Das Multi-Millionen-Dollar Budget zur Etablierung des Brands „Sametime“ verpufft ab sofort im neuen Namen „Lotus Instant Messaging“, und „Quickplace“ ist ab sofort der „IBM Lotus Team Workplace“.

Und wir haben eben einiges über Codenamen gelernt. Was haben sich die Damen und Herren auf dem IBM-Olymp eigentlich gedacht, ein Feuerwerk von Code Namen für unfertige und zum großen Teil unsichtbare Produkte unters Volk der Lotus Jünger zu streuen? Mal ernsthaft: Würden Sie auch nur im Traum daran denken, ein Produkt namens „Moskau“ auf Ihrem Rechner zu installieren? „Moskau“ ist der Fat Client für den „heavy mail user“ und wird vielleicht in ferner Zukunft Ihren Notes Client ersetzen. Mit „Nagano“, sozusagen „Moskau light“, wird dann auch endlich der letzte Mitarbeiter, der bisher auf Lotus Notes verzichten musste, ein paar e-Mails schreiben. Unsere Domino-Anwendungen werden wir mit Hilfe von „Montreal“ auf WebSphere zum (Ski-)fliegen bekommen. Und mit „Seoul“ wird die Software-Entwicklung im WebSphere Studio so einfach wie im Domino Designer. Nahtlos, einfach, schnell. Wie immer. Fehlt nur noch „Pjöngyang“, für ein (atomares) Feuerwerk von Funktionen. Irgendwelche Zweifel angebracht?

Auf der 9. Lotusphere im letzten Jahr kursierte eine recht hübsche Schlagzeile, die vielen der leidgeprüften Notes Anhänger aus dem Herzen sprach. In einem Review der Beta von Notes 6 hieß es: „Finaly, Notes prints“. Endlich, nach fünf Versionen und 15 langen Jahren, sollte es nun möglich sein, Notes-Dokumente zuverlässig so ausdrucken zu können, wie der Autor sich das gedacht hatte. Ein Jahr später sind wir schlauer – und geläutert.

Nach der Lotusphere ist ja bekanntlich vor der Lotusphere. Ebenso häufig wie Notes wurde auch die Lotusphere todgesagt. Beide leben noch. Wir werden also auch nächstes Jahr hinpilgern, um nicht den Anschluß zu verpassen. Und Orlando ist ja immerhin noch näher als Alpha Centauri. Das Schicksal der Erdlinge sollte uns erspart bleiben.

P.S.: Wer die Frage auf die Antwort weiß: akluge@kluge.de

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