Archive for the 'Enterprise2.0' Category

Kanal voll

Kanal voll

Früher war die Welt einfach. Am Anfang der elektronischen Kommunikation landete alle Post in meinem Compuserve-Account. Aus heutiger Sicht war das Arbeit mit dem Faustkeil, aber das Prinzip dieses Werkzeugs beherrscht nach wie vor die Amtsstuben dieser Welt. Asynchrone Kommunikation im Push-Mode. Probleme wird man los, indem man sie in die nächste Mailbox schiebt. Blechbriefkasten vor der Tür ersetzt durch elektronischen Briefkasten. Sequentielle Abarbeitung. Inbox leer. Tagwerk getan.

Schon kurze Zeit später bröckelte die elektronische Monokultur. AOL Instant Messanger und ICQ brachten Real Time Chat in mein Leben. Ab sofort also mehrere Kanäle synchron, ein Kanal – e-Mail – weiterhin asynchron. Auch das ließ sich noch ordentlich verwalten.

Heute, 20 Jahre und viele Werkzeuge später, sieht der aktuell gültige morgendliche Info-Check so aus:

1. Facebook
2. WhatsApp
3. Mail
4. Twitter
5. Und ja, zum Leidwesen der Jugend, jetzt auch Snapchat

Dazu kommen dann diverse Kundennetzwerke:
– 1 * Yammer
– 1 * Sharepoint
– 3 * IBM Connections
– 1 * Alfresco

Wenn nötig garnieren wir das noch mit iMessage/SMS. Im Hintergrund werkeln Google Talk und, wenn ich es zulasse, auch mal Skype.

Und nun auch noch Slack. Wer heute nicht in persistenten Chat-Räumen seinen Geschäften nachgeht, ist sowas von 2015. Slack war die letzten 12 Monate der Heilsbringer, der e-Mail-Killer. Derzeit dreht allerdings ein wenig der Wind:

„The narrative has slowly switched from ‘How Slack killed email’ to ‘How Slack killed my productivity’.“

Slack-Nutzer, die vorher ob so viel transparenter Kommunikation und offener Zusammenarbeit statt e-Mail-Lawinen geschwärmt haben, beichten nun, dass ihr Arbeitstag mit Slack in ein einziges nicht enden wollendes „Franken-Meeting“ gewandelt zu sein scheint.

Wer kontrolliert wen?

These: Nicht ich kontrolliere meine Kommunikationsströme – die Kommunikation kontrolliert jetzt mich. Das liegt natürlich nicht am Werkzeug. Es liegt an mir und den vermeintlichen Erwartungen der Kollaborateure. e-Mail wurde auch als Terror empfunden, Mobilität sowieso, wenn der Chef dann um 23:00 noch ein Mail sendete, entstand Druck. Der zu erwartende Beißreflex: Mail-Server ab 18:00 herunterfahren. War meines Wissens nicht sonderlich erfolgreich bei VW. Wie vieles andere auch. Liegt ja auch nicht am Werkzeug, es liegt am Menschen. Jederzeit immer und überall kommunizieren zu können, erzeugt Druck. Von innen (inneres Belohnungssystem) und von außen (Mitarbeiter ist erreichbar, Führungskraft erwartet Erreichbarkeit).

e-Mail war dagegen einfach: e-Mail ist linear. e-Mail ist Push-Mode. Chef schickt e-Mail. Mitarbeiter arbeitet Inbox ab. Mit „Antwort an alle“ werden alle Kollegen in die Arbeitsbeschaffung mit einbezogen. Mit Anhang. Danach wegsortieren in irgendeine private Sortier-Logik, die niemanden interessiert, weil den Kontext der Ordner sowieso nur der Eigentümer der Mailbox versteht. Wenn der Mitarbeiter ausscheidet, wird die Mailbox gelöscht. Daten, Information, Kontext, vielleicht auch Wissen – weg.

Rettungsanker Social

Heilsbringer sollten die Social Tools sein. Arbeiten in Communities, offen, partizipativ. Kontext für alle sichtbar. Pull statt Push. Mitarbeiter folgen ihrem Chef. Oder den Kollegen. Sie folgen Inhalten, Communities, Blogs, Wikis. Sie kommentieren im Kontext. Mit „Empfehlungen“ weisen sie Kollegen auf wichtige Inhalte hin. Der „glückliche Zufall“ namens Serendipity läßt sie auf spannende neue Zusammenhänge stoßen. Alle können sich beteiligen und wichtige Beiträge leisten, wo sie vorher nur in ihrer Mailbox das serviert bekommen haben, was sie taylorisiert bearbeiten sollten.

So weit das Ideal.

Nun gibt es jede Menge Menschen, die viele Kanäle bedienen können, privat und im beruflichen Kontext. In der Filterblase twittern, facebooken, snapchatten, instagrammen wir parallel zur Nutzung von Slack, Confluence, Yammer und IBM Connections.

Kanal voll

Die wenigsten Nutzer in Unternehmen kommen aber mit diesem Prinzip zurecht. Die Welt war einfach bevor alles social wurde. FOMO, die Angst etwas zu verpassen, grassiert. In internen sozialen Netzwerken entwicklen nun Mitarbeiter Mechanismen, um den Push-Mode von e-Mail zu erhalten, damit die eigene Botschaft nicht untergeht. Damit niemand sagen kann, ich als Mitarbeiter hätte nicht deutlich mein Anliegen adressiert. Das führt zu wahren Lawinen von @-Erwähnungen – damit man ganz sicher ist, dass die gesamte Abteilung ihren Einsatz nicht verpaßt. Die Reinkarnation von e-Mail im Gewand der sozialen Medien. Mißtrauen, dass der andere den richtigen Vorgängen folgt und sich selber seine Informationen für die Verfolgung seiner Aufgabe zieht, beherrscht das soziale Medium. Begleitet von der Angst, die zeitnahe taktgenaue Lieferung auch ja dokumentieren zu können in der taylorisierten Bürowelt. Hochbezahlte Wissensarbeiter mutieren im Büroalltag so zu Verwaltungsfachangestellten. Vorgang bearbeitet. Stempel drunter. Umlaufmappe weiterreichen.

In dieser Welt hat eine Vielfalt von Kanälen keinen Platz. Die Grundweisheit: Das Tool ändert noch lange nicht die Art und Weise, wie wir zusammenarbeiten. Es ist nicht das Werkzeug, es ist die Kultur der Zusammenarbeit, stupid. Wer offline nicht „anders arbeitet“, wird das online auch nicht tun.

The one long franken-meeting

Selbst in den hippen Startups, in denen e-Mail ein Nischendasein fristet und die Nutzung von Slack auf Offenheit, Transparenz und Hierarchiefreiheit basiert, fordert das „one long franken-meeting“ die Mitarbeiter ordentlich heraus.

„while [social] has replaced the tyranny of email for many, it has unleashed a chaotic tyranny of its own.“

Im Aktivitätenstrom rauschen Postings, Antworten, Empfehlungen vorbei. Ständig könnte man etwas kommentieren, würde gerne belangloses Zeug vom Kollegen ausblenden, traut sich aber nicht, weil es könnte ja auch was wichtiges dabei sein. Eine neue Form von Stress, viel kleinteiliger und enger getaktet als bei e-Mail hat Einzug gehalten in die vormals prozessural so schön durchstrukturierte Arbeitswelt.

Mitarbeiter und Arbeitsgruppen suchen sich dann wieder ihre ruhigen Ecken – auch das ein Phänomen, das Mossberg in seine Slack-Beobachtungen teilt:

„because of the sea of talk and the fact that everything in a standard channel is open to all, more and more people are resorting to private, closed discussions, even while using Slack. The company says that, in its early days, about 70 percent of its usage was in public channels. Now, 70 percent is in direct-messaging sessions or private channels.“

Auch die Forderung nach „Threading“ in Slack zeigt den Wunsch nach Ordnung. Und egal, ob Facebook oder Slack, der tradtionelle Wissensarbeiter hätte gerne eine funktionierende Suche. Ja, rufen dann die Verkünder der #sofortness, uns interessiert nur noch das „hier und jetzt“ und Dinge, die jetzt publiziert sind, interessieren in kürzester Zeit eh keinen mehr. Inhalte sind nur noch kurzlebig, so der Ansatz, nach drei Tagen interessiert ein Post nicht mehr, warum ihn also wiederfinden wollen?

Es ist ein kreuz. Die neuen Werkzeuge machen Sinn, sie sind nicht mehr wegzudenken. Man gewinnt Transparenz, man verliert Linearität. Man gewinnt Kontext, aber man verliert Fokus. Es hilft offensichtlich nichts: Der Filtermuskel im eigen Hirn muss trainiert werden auf mehr Durchlässigkeit, der Lohn ist Serendipität, der Preis ist FOMO.

Warum ich das alles schreibe? Meine Frau sagt gerne, wen sie mir ein Problem auftischt und ich sofort nach einer Lösung suche: „Ich will nur drüber reden, ich will keine Lösung“.

Genau. Ich wollte nur mal drüber reden.

#berlinDWM: Leadership in the Connected Enterprise

Digital Workplace Meetup

Berlin ist nicht gerade arm an Roundtables, Meetups und Stammtischen. Konferenzen zum Thema Digitale Transformation, #NewWayToWork und andere hippe Themen sind ebenfalls nicht Mangelware.
Eine Veranstaltungsreihe mehr wird es dennoch geben: das Digital Workplace Meetup in Berlin. Und wir glauben, dass diese Initiative in Berlin fehlt.
Ich arbeite mit einigen Kollegen und Kunden im Berliner Raum an Projekten rund um Enterprise 2.0, Social Business, Digitale Transformation oder wie auch immer wir das Themenfeld abstecken und benennen. Immer wieder treffen wir Experten und Praktiker uns auf Konferenzen und stellen fest, dass uns hier in Berlin ein informeller Austausch gut tun würde. Nicht als große Konferenz, sondern als After Work Event. Vierteljährlich mit interessanten Impulsvorträgen.

Daher jetzt also die Initiative „Digital Workplace Meetup“, Hashtag #berlinDWM, gemeinsam mit den Kollegen von beck et al. Für den Piloten nutzen wir die Chance, Mr. No-E-Mail Luis Suarez für einen Impulsvortrag zu gewinnen. Er ist einer der Vorreiter, wenn es um den radikalen Umbau der Organisation hin zu einer transparenten Unternehmenskultur geht, der frühzeitig die Bedeutung von Netzwerken und die Auflösung der Hierarchie erkannt hat. Es dürfte also ein spannender Abend werden.

Wer in den Verteiler will oder sich gleich anmelden will -> hier gehts lang. Die Teilnahme ist kostenlos.

Für Updates und Neuigkeiten am besten auch unserem Twitter-Account @berlinDWM folgen.

Wie vermittelt man „Collaboration“?

Spiel_Collaboration

„Twitter kann man nicht erklären. Man kann nur mitmachen.“

Frage an die Enterprise 2.0 Social Business Enterprise Social Network Digital Transformation Gemeinde: Wie macht man Collaboration erfahrbar? Bunte Folien und flammende Reden helfen nur bedingt. Also: Welche Übungen setzt Ihr ein in Seminaren oder Workshops? Welche Methoden von Prozess-Simulationen (transparente vs. verdeckte Kommunikation,…) haben sich bewährt? Habt Ihr Ideen und Erfahrungen?

Ich würde gerne mal ein paar Dinge hier sammeln, diskutieren und am lebenden Objekt ausprobieren. Danke für Eure Mithilfe!

PR Report: Wunsch & Wirklichkeit im Social Intranet

PR-Report_07_2015

Kleiner Auszug auf dem aktuelle PR Report 07/2015. Längerer Artikel im Heft. Heft gibt es -> hier.

B2B Conference: Vortrag „Digitale Transformation – Unternehmen im Wandel“

B2B-online-conference

Next Stop: München. Auf der B2B Online Konferenz darf ich nächste Woche zum Thema „Digitale Transformation – Unternehmen im Wandel“ schlau aufsprechen. Dank an Harald Schirmer für die Empfehlung.

Freue mich auf viele neue und einige bekannte Diskutanten.

Social Schnack in Hamburg

Social Schnack

Am Montag geht es nach Hamburg: Beim „Social Schnack“ moderiere ich zum Wachwerden bei Microsoft eine Diskussionsrunde zum Thema „Social Adoption“ und stelle die Frage, wie man Widerständen bei der Einführung interner sozialer Netzwerke begegnet.

-> Social Schnack in Hamburg

Warum? Unterwegs in Sachen Digitale Transformation

Warum? Alexander Kluge

Zwei Wochen auf Reisen in Sachen Digitaler Transformation. Zwei Wochen voller spannender Diskussionen rund um den #NewWayToWork.

Die Reise begann am letzten Montag. Auf der CeBIT Social Business Arena stand ich auf der Bühne zum Erfahrungsaustausch zur Einführung neuer Formen der Zusammenarbeit:

Kurz darauf dann der lange vorbereitete Launch eines Enterprise Social Networks in einer innovativen Filialbank mit rund 800 Mitarbeitern. Zwei Tage voller Vorträge gemeinsam mit dem Vorstand und Workshops, um den Mitarbeitern einen Vorgeschmack auf neue Formen der Kommunikation und Zusammenarbeit in Unternehmen nahezubringen.

Diese Woche dann die Masterclass „Social Business Adoption„. Ein Tag prall gefüllt mit Tips zur Einführung interner sozialer Netzwerke und Adaption neuer Arbeitsweisen.

Der Kreis schließt sich dann mit dem heutigen Vortrag zu den Projekterfahrungen des Ostdeutschen Sparkassenverbands bei der Einführung von IBM Connections, das ich seit mehr als zwei Jahren mit vorbereitet habe:

Warum? Weil ich glaube, dass das Thema Digitale Transformation immer wichtiger wird. Technologischer und demographischer Wandel, Marktanforderungen und Änderungen von Kunden und Mitarbeitern treiben Unternehmen immer schneller voran. Die Unternehmen, die sich schon auf den Weg gemacht haben, können von Erfahrungen weitergeben. Darum bin ich auf dieser Mission unterwegs. Anfangen sollte jedes Unternehmen jetzt.

CeBIT Ante Portas

Bildschirmfoto 2015-03-13 um 07.57.52

Das wird ein interessanter Aufmarsch der Digitalransformations- und Social Business Community auf der CeBIT. Ich bedauere sehr, nur am Montag dabei sein zu können.

Mein Panel startet um 12:00, freue mich sehr auf spannende Diskussionen.

Und noch ein Hinweis in eigener Sache: Im Vorfeld der ICS User Group Tagung in der übernächsten Woche werde ich mit Mr. No-Mail Luis Suarez in der Masterclass meine Erfahrungen aus der Einführung von Social Business Projekten teilen. Es sind noch Plätze frei.

Anmeldung -> hier

Wenn APIs das mittlere Management ersetzen

above-and-below-the-api-jobs

Der Mensch als „Peripheriegerät“. Software steuert heute schon Call Center oder Taxi-Fahrer. Die Arbeitnehmerschaft teilt sich in diejenigen, die die Software schreiben und das Management übernehmen, und in diejenigen, die bloß noch die Aufgaben entgegennehmen. Forbes zitiert in „Google Cabs and Uber bots will challenge jobs below the API“ Peter Reinhardt, den Gründer von Segment, mit diesem Statement:

“As the software layer gets thicker, the gap between Below the API jobs and Above the API jobs widens. And economic incentives will push Above the API engineers to automate the jobs Below the API: self-driving cars and drone delivery are certainly on the way.”

Im Fall von Uber sind nur noch zwei Menschen involviert: Kunde und Fahrer. Der Fahrer wird in nicht allzu ferner Zukunft durch ein selbstfahrendes Auto ersetzt. Das betrifft viele Branchen und Aufgaben, die man heute noch für sicher hält. Uber ist nur ein prominentes Beispiel. Die wenigstens kennen Amazons Mechanical Turk Service oder Dienste wie TaskRabbit. Für zahlreiche Aufgaben bei unserem Startup contractix haben wir auch immer wieder Clickworker beschäftigt. In Zukunft werden solche APIs immer komplexere Aufgaben orchestrieren können, sprich die Aufgaben in die richtigen kleinen Happen zerlegen, die passenden fleissigen Bienchen via Auktion zusammenholen und dann schneller als heute vorstellbar die Aufgaben lösen lassen. Die Frage, ob das ethisch wünschenswert ist, stellt sich nicht mehr. Es wird genau so kommen.

Kollaboratives Wirtschaften

„Ich vermute, dass auch der Marktkapitalismus weiter gedeiht, aber er wird um das Jahr 2050 herum gänzlich verwandelt sein. Erfolgreich werden dann Unternehmen sein, die kollaboratives Gemeingut aufbauen und managen – wie Facebook, Google oder Twitter. Und: Der Kapitalismus wird wird das Wirtschaftsleben nicht mehr alleine dominieren. Vielmehr wird er ein mächtiger Partner des kollaborativen Gemeinguts sein, sodass wir eine große Menge unserer Produkte und Dienstleistungen nahezu kostenlos produzieren und teilen können.“

Jeremy Rifkin, Autor von „Die Null-Grenzkosten-Gesellschaft“, im ZEIT Interviews, DIE ZEIT Nr. 50, S. 23

Heise Collaboration Event

Heise Social Intranet

Erkenntnisse aus dem heutigen Heise Social Intranet und Groupware Event:
1. Ich muss mehr schreiben. Denn offenbar liest ja doch der eine oder andere mit.
2. Spannende Themen, Praxisbeispiele, Tips rund um rechtliche Aspekte von Social Collaboration. War also auch als Zuhörer spannend.
3. Mein Vortrag hat anscheinend Publikum und Redner Spaß gemacht. Schönes Feedback eingeheimst.

Komme gerne mal wieder.

e-Mail ist böse

Heute um 17:00 Ortszeit will bekanntlich IBM die e-Mail neu erfinden. Natürlich nur nach vorheriger Anmeldung. Gestern wurde auf Twitter schon heiß diskutiert. Zwei Dinge habe ich gestern gelernt.

Erste Lehre: Die Diskussion rund um den bösen Charakter der e-Mail polarisiert nach wie vor. Ich bin eher auf der Seite der Skeptiker von No-Mail. e-Mail ist nach wie vor mein primäre Kanal für persönlichen Austausch zwischen zwei Personen. Nicht alles muss geteilt werden. Ausserdem ist e-Mail mein primärer Kanal für Benachrichtigungen. Die verschiedenen sozialen Netzwerke liefern Benachrichtigungen über relevante Aktivitäten in meinen Posteingang. Ich kann nicht ständig in zig Systemen nachschauen, ob etwas relevantes geschehen ist. e-Mail ist sicher das falsche Tool, um Word-Dateien hin und her zu mailen und Inhalte zu konsolidieren. Nachvollziehbare und gewinnbringende Diskussionen sind auch nicht per Mail möglich. Aber e-Mail kann eine Sache einfach sehr gut und zuverlässig: Benachrichtigungen. Ja, das kann RSS auch. Aber nicht für mich, und nicht im persönlichen Dialog.

Die radikale Forderung nach Abschaffung der Mail löst auch nicht das Kernproblem der Überforderung mit Nachrichten. Es verlagert nur das Problem. Zudem: „Kein e-Mail“ ist für viele Mitarbeiter im Unternehmen eher Drohung als Ansporn.

Zweite Lehre des gestrigen Tages: Man kann auch mit 140 Zeichen eine wunderbare und vor allem völlig ungeplante und spontane Diskussion rund um kontroverse Themen wie das Thema Zukunft der e-Mail führen. Jeder kann sich einschalten, viele Gedanken fließen ein. Danke an Greg Lloyd, der den gestrigen Nachmittag hier zusammengefasst hat:

SocialConnections VII

SocialConnections is a great event. Thank you to the organizers! My session was great fun. Talked to so many smart people who lead the digital transformation process. Learned a lot.

Here are the slides from my session „Know your Enemy“:

Wie torpediert man ein Social Business Projekt?

Skeptiker

Am 13. Und 14. findet die SocialConnections wieder statt, diesmal in Stockholm. Ich schlage mich diesmal auf die Seite des Feindes und spreche darüber, wie man dieses Ding namens „Enterprise Social Network“ erfolgreich zu Fall bringt.

Ich werde am den Spieß umdrehen und fragen, wie man am besten des Projekt „Enterprise Social Network“ torpedieren kann.

Also, liebe Social Business, Enterprise 2.0 und ESN Mitstreiter, liebe Digital Workplace Enthusiasten und Collaboration Prediger: was würdet Ihr tun, wenn Ihr auf der anderen Seite sitzt, um so ein Projekt zu verhindern?

Stellt Euch vor, in Eurem Unternehmen hat der Vorstand beschlossen, als eine Maßnahme zur Kulturveränderung ein internes soziales Netzwrk einzuführen. Versetzt Euch in die Lage eines der typischen Kritiker. Jemand, der seine Position durch die Einführung des internen sozialen Netzwerks gefährdet sieht. Der um seine Positionsmacht fürchtetet, der Angst davor hat, sein Informationsmonopol zu verlieren. Weil er bisher entschieden hat, wer was mit wem besprechen soll. Jemand, der den Kontrollverlust fürchtet.

Was würdet Ihr tun, um das Projekt „Social Business“ zu torpedieren?

 

Update: Hier die Präsentation, die aus den Antworten entstanden ist: https://www.slideshare.net/alecmcint/know-your-enemy-how-to-succesfull-stop-you-companies-esn-project

Digital? Social? Just Workplace.

Der diesjährige IOM SUMMIT stand unter dem Motto „The Digital Workplace Revolution“. Auch wenn es wohl eher eine Evolution statt einer Revolution wird: Über den „Digital Workplace“ oder „Social Workspace“ will in Zukunft keiner mehr reden müssen. Das ist nur eine der wertvollen Erkenntnis nach zwei Tagen Seminaren, Workshops, Networking und Pausengesprächen auf dem IOM SUMMIT.

Wenn moderne Mensch auch nicht mehr „ins Internet gehen“, so wechseln die Mitarbeiter auch nicht zu ihrem digitalen Arbeitsplatz. Das Netz ist ja auch einfach da. Erst wenn es aus den Köpfen verschwindet, wir nicht mehr „hingehen“ sondern es einfach nutzen, erst dann ist etwas erreicht. Wir trennen nicht mehr „digital“ von „real“.

Für den „digitalen Arbeitsplatz“ gilt: Er wird erst dann Realität, wenn ihn die Eigenschaft „digital“ oder „social“ nicht mehr beschreiben muss. Es ist dann einfach der Arbeitsplatz. Und der Arbeitsplatz muss weder festen Ort, noch feste Zeit, noch definierte Gerätschaften haben. Wir „Wissensarbeiter“ arbeiten dann dort, wo uns die Arbeit findet. Wie uns auch die Information finden werden, und nicht wir die Informationen.

Es stellt sich in Zukunft auch bei Hardware nicht die Frage, welche Devices zugelassen sind oder welche Anwendungen in welcher hochsicheren Sandboxen laufen. Bring Your Own Device ist schön und gut, aber wir werden in einer Welt arbeiten, in der Content im Vordergrund steht, an dem wir alle arbeiten werden. Egal mit welchem Werkzeug, auch egal mit welcher Software. Quasi „Bring Your Own Application“. Weg vom Paradigma des „Anhang lösen, bearbeiten, Datei wieder anhängen, nach Möglichkeit an ganz viele Kollegen vermailen“. Hin zur gemeinsamen Arbeit an Inhalten, ohne über Werkzeuge groß nachzudenken.

Bis dahin sind viele Hürden zu nehmen. Fast alle Praxisbeispiele zeigten die gleichen Adaptionsprobleme. Mittleres Management. Misstrauenskultur. Anwesenheitswahn. Die klassische Organisationsstruktur mit Hierarchie und Regelkommunikation stammt aus dem Zeitalter der Industrialisierung. Den Anforderungen der Wissensarbeiter entspricht sie nicht.

Das zu ändern, ist klar die härteste Nuss, die die Teilnehmer gemeinsam versuchen zu knacken. 8 Jahre dauert der Kulturwandel, orakelt Harald Schirmer. Und er muss es wissen, schließlich führt er eines der bekanntesten Social Business Projekte bei der Continental zum Erfolg.

Es waren spannende zwei Tage in Köln. Danke auch an die Veranstalter. Oft kreist man ja im Netz umeinander. Hier sah sich die Gemeinde mal wieder #F2F, Face to Face. Die große Frage, was eigentlich passieren würde, wenn das kleine Häufchen der vielleicht rund 100 Enterprise 2.0 Enthusiasten und Treiber von heute auf morgen lieber Tomaten züchtet statt für hierarchiefreie Kommunikation, gegen Silo-Denken und für grenzenlose Zusammenarbeit zu kämpfen – diese Frage blieb in vielen Gesprächen am Rande der Veranstaltung unbeantwortet.

Ich vermute, es finden sich dann weitere 100 Enthusiasten. Denn was wir hier treiben, ist lediglich die Kanalisierung des Drucks, der gerade von außen entsteht. Die technologische und kulturelle Entwicklung ist nicht aufzuhalten, und hier gilt es, die Kausalitäten nicht zu verwechseln.

Diese Entwicklung nur mit der Installation eines Social Networks zu beantworten, greift zu kurz.

Offenheit, Partizipation, Digital Leadership sind die Schlagworte, Change Management die große Aufgabe.

In diesem Sinne freue ich mich auf die Fortsetzung der Diskussion in der virtuellen Welt, bis die Gemeinde wieder beim nächsten Event #F2F diskutiert.

Kluge Ansprache zum Thema Enterprise Social Networks

Den Stoff über die organisatorischen, kulturellen und technischen Aspekte von Enterprise Social Networks bzw. Social Business sammle ich eigentlich drüben im -> Klugen Consulting Blog. Auch darf ich öfters den einen oder anderen Vortrag zu diesen oder anderen Themen halten. Nicht allzu oft wird dabei mitgeschnitten. Und meist wird es dann auch nicht veröffentlicht. Auf der Social Connections VI in Prag wurde mitgeschnitten, und das Ergebnis steht hier im Vimeo Channel der Socialconnections. Danke an das Team!

Auch an bunten Stühlen wird gesägt

Bällebad

Die ZEIT fragt sich, warum wir so oft an Arbeitsplätzen ohne Leben sitzen.

Die maue Bereitschaft der Arbeitgeber, ihren Angestellten ein anregendes Umfeld zu bieten, trifft auf das laue Engagement der Büroinsassen, selbst für eine bessere Atmosphäre zu sorgen. Ein Bild an der Wand kann helfen oder ein Sitzmöbel, in das man sich wirklich gerne hineinsetzt. Wahrscheinlicher aber ist, dass irgendein verlorenes Blatt Papier irgendwo an die Gipswand gepinnt ist, mit einem witzigen Cartoon, der vor zwei Jahren mal aus dem Drucker rauschte.

In der New Economy Zeit übertrafen sich die Startups mit der Gestaltung der „Arbeitsräume“ gegenseitig. Kreativräume wurden geschaffen, ganze Spielplätze und Chill Zonen, manch ein Startup baute gleich ganze ausrangierte S-Bahn-Wagen in die Fabriketage. Das ganze wirkte cool, sollte den Arbeitgeber attraktiv machen und junge Geeks motivieren, für wenig Geld möglichst lange viel Code zu schreiben. Das Ganze war dann mehr Selbstdarstellung nach außen, ob damit mehr Geld verdient wurde und Mitarbeiter produktiver wurden, darf bezweifelt werden.

Gerade gestern erzählte mir ein Kollege von seinem Ex-Arbeitgeber KPMG, die als besondere Attraktion in einem der Bürohochhäuser ein Schwimmbad in der obersten Etage installiert hatten. Keiner traut sich da heute hin. Könnte ja der Chef sehen. Denn:

Auch an bunten Stühlen wird gesägt. Auch im Bällebad kann man in Arbeit ertrinken.

Diejenigen, die heute im Netzwerk unterwegs sind und nicht in der Hierarchie, suchen sich ihr kreatives Umfeld nach Bedarf. Im Home Office, im Co-Working Space, im Café oder im Zug. Das alles funktioniert heute problemlos – solange es dort guten Kaffee gibt.

Social Software kann man installieren – Social Business aber nicht

Dok Magazin Social Business Kluge Consulting

Wer drüben auf meinen fachlichen Seiten herumstöbert, der weiß schon lange, dass mich das Thema „Social Software“ auch beruflich umtreibt. Jetzt habe ich mich im DOK.magazin dazu geäußert. Und empfehle ganz nebenbei auch mal den Besuch meiner frisch aufgeräumten klugen Consulting Seite.

Zum direkten Download des PDF -> hier entlang.

Real Time Collaboration

Lehrvideo für alle, die sich fragen, was wir so den ganzen Tag in den Telefonkonferenzen machen.

Versöhnung mit den Apparaten

Die WELT – ja, die WELT! – mit einem sehr lesenswerten und langen (Hinweis für Buchstaben-Allergiker) Artikel von Holm Friebe über die schöne neue Kommunikationswelt und die Versöhnung mit unseren Smartphones. Und über die Frage, ob ein paar Politikerinnen es schaffen, das „anachronistische Arbeitsregime“ neu zu ordnen, statt den modernen Medien für unsere Filterprobleme die Schuld in die Schuhe zu schieben.

Ob es allerdings etwas brächte, den Angestellten den Zugang zum Internet abzuklemmen, ist mehr als fraglich. Dann spielen sie halt Minesweeper. Der Wirtschafts-Nobelpreisträger Robert Solow hat schon 1987, also lange vor dem Internet, festgestellt, dass sich das „Computerzeitalter überall bemerkbar macht, nur nicht in der Produktivitätsstatistik“.
[…]
Trotz allen Unbehagens in den Tretmühlen des Fortschritts sollten aber gerade wir Älteren uns davor hüten, uns das wärmende Wams des Kulturpessimismus überzustreifen. Das Abendland ist schon oft untergegangen, doch niemand ist ernsthaft zu Schaden gekommen. Im Gegenteil: Trotz Schundcomics, Videospielen, Yu-Ghi-Oh! und WhatsApp werden Jugendliche von Generation zu Generation schlauer. Sie haben einen messbar höheren IQ und können mehr Komplexität verarbeiten – auch wenn es bei der Aufmerksamkeitsspanne etwas hapert. Vermutlich sind das die kognitiven Anpassungen eines elastischen Gehirns, die es braucht, um im 21. Jahrhundert zurechtzukommen.
[…]
Deshalb wird der paternalistische Ansatz, Inseln der „Quality time“ gegen die Zeitfresserei zu verteidigen, nicht fruchten: nach Feierabend abgeklemmte Manager-Smartphones wie bei Volkswagen fallen ebenso wie die rührenden Laptop-Verbotsschilder in Cafés unter „naiven Interventionismus“, wie es Nassim Taleb nennt: untaugliche Versuche, die Geister, die wir riefen, zurück in die Flasche zu bekommen, oder besser: die Zahnpasta zurück in die Tube.

Wir werden das Filtern schon noch lernen. Lernen müssen. Die Anpassung ist gerade in vollem Gang. Und wahrscheinlich lachen unsere Kinder und Kindeskinder über unsere Anpassungsschwierigkeiten.

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