Archive for the 'Kluges Leben' Category

Partnerwahl

Die Gattin will ein e-Bike. Schon lange. Der Gatte stemmte sich bisher erfolgreich dagegen. Ich habe noch Muskeln, ich brauche keine Batterie, so meine Ansage. 

Dieses Jahr sollte sich das ändern. Nicht nur, dass wir den elektrischen Smart abgeschafft haben. Nein, wir wollten auch mehr lokal unterwegs sein, auf zwei statt auf vier Rädern, langsam reisen, CO2 optimal. Meine Forelle Müllerin ist zwar ein schickes Stadtrad, aber größere Sommerausflüge in die Umgebung macht die Forelle nicht so gerne. Dünne Reifen, rudimentäre Schaltung mit drehzahlabhängigem Zweiganggetriebe. Nicht so tauglich für die Brandenburger Streusand-Wege. Ein temporäres Ausflugsrad musste her in diesem Sommer. Also auf zu Swapfiets. Swapfiets sind die Räder mit dem genialen Mietmodell und dem blauen Vorderrad als Markenzeichen. Und dort gibt es, sieh an, sieh an, auch e-Bikes zu mieten. Also doch mal elektrisch Radeln? 80 Euro im Monat und zack ist man ohne große Investition mit Rückenwind unterwegs.

Erster Eindruck: Elektrisch unterstützt durch das Berliner Umland zu radeln ist einfach genial. Es geht natürlich nicht darum, sich weniger anstrengen zu müssen, sondern der Effekt ist: man scheut keine Entfernung mehr. So leicht überbrückt man lange Strecken, radelt entweder ohne Unterstützung einfach so von Ort zu Ort, oder gleitet halt mit elektrischem Schub dahin. Auch in Berlin fällt die Entscheidung plötzlich viel leichter, statt ins Auto aufs Fahrrad zu steigen.

Zwischenfazit: auch der Gatte findet nun Gefallen an dieser Art der Fortbewegung. 

Aber es wird auch schnell klar, was die Showstopper sind. Der wichtigste Grund ist 30 kg schwer. Die Swapfiets haben ordentlich Wumms und eine dicke Batterie, aber sie wiegen eben auch eine Menge. Wenn man dann auch abwechselnd mit der S-Bahn oder U-Bahn unterwegs ist, merkt man bei der durchschnittlich sehr hohen Ausfallquote von Fahrstühlen in Bahnhöfen, dass man dieses Gewicht nicht so leicht Treppen rauf und runter schleppt. 30 kg sind zumindest für die Gattin ein absolutes No Go.

Damit begann dann die ernsthafte Beschäftigung mit dem Produktkauf. Leicht soll es sein, schön soll es sein. Spontan verliebte ich mich in Vigour der Amsterdamer Roetz-Bikes:

Der Zehus-Motor inklusive Akku sitzt auf der Hinterrad-Nabe, reicht für 50 bis 70 km, kann durch Rekuperation Energie zurückgewinnen (wie unser Tesla, finden wir natürlich klasse). Das Rad wird nachhaltig produziert und sieht verdammt gut aus – aber man kauft es blind. Nachteil: Kein Händler hier in Berlin oder in weiterer Umgebung. Und: nur Single Speed, ein Nachteil, der sich für mich erst aus der Fahrt über hügeliges Land ergab. Im Stadtverkehr hätte ich das vermutlich nicht vermisst.

Ein weiterer Favorit stammt auch aus Amsterdam, das Veloretti Ace:

Neben dem tollen Design (ja, keine StVZO konforme Beleuchtung, aber hey, es sieht gut aus!) hat das Veloretti eine Reihe schöner technischer Features wie GPS und eine wirklich genial integrierte minimalistische Navigationsunterstützung sowie eine Automatik-Schaltung von enviolo. Das klang super, hörte sich auch in diversen YouTube Test großartig an. Leider aber auch hier der Nachteil:  lokal nicht zu testen, man bestellt es im Netz. Oder fährt, genau wie für das Roetz Bike, nach Amsterdam und testet es dort.

Für beide Favoriten galt zudem: die Beschaffung via Jobrad funktioniert nicht, da Hersteller/Händler dort gelistet sein müssen. Und das Leasing mit Gehaltsumwandlung ist tatsächlich eine sehr charmante und kostensparende Variante, ein Fahrrad in sein Leben zu integrieren. Wer das einmal durchrechnet und vielleicht sogar plant, mit ca. 18% Restwert das Rad nach drei Jahren zu übernehmen, kommt schnell vom Kauf ab.

Die suche nach den heimischen Varianten begann dann mit Joko Winterscheids Sushi Bike (quasi das neue Volkspedelec, 1000 Euro, leider nicht so hübsch) über das natürlich immer gern genannte Vanmoof mit seinem markigen Design bis zum wirklich sehr hübschen, zwar auch holländischen, aber immerhin bei deutschen Händlern zu beziehenden Watt.

Das Ehepaar Kluge verliebt sich kurzzeitig in ein das Montreal, überlegt zur Probefahrt nach München zu reisen – aber Single Speed hielt uns dann doch von schnellem Kauf ab.

Und wie das so ist, wenn man immer weiter sucht, immer wählerischer wird, dazu das Leasing-Modell einem auch kostspielige Entscheidungen verzeiht, dann landet man dann plötzlich in Sphären, die man vorher eigentlich nicht im Blick hatte. 

Schindelhauer ist eine Marke, deren Räder im 25hours Hotels an der Wand hängen und dort auch geliehen werden können und auch sonst einen sehr coolen Eindruck machen. Ein Berliner Team, das wirklich schöne Produkte mit hoher Qualität produziert. Und nach kurzem Blickkontakt mit Emil war klar, dass die Gattin  nichts  weniger als das will. 70 bis 110 km Unterstützung durch einen Mahle-Hinterradantrieb, eine geniale pinion Schaltung, gerade mal 18 kg schwer – und das wichtigste: ein echter Hingucker.

 

Und der Gatte? Er hat sich sofort verliebt in Arthur.

Arthur ist das bessere Vigour und kommt mit den gleichen Features daher wie Emil. Das Ende vom Lied: wir haben uns heute entschlossen, Emil und Arthur zu leasen. Drei Jahre modernstes Fahrvergnügen, CO2 optimierte urbane Fortbewegung mit einem ästhetisch anspruchsvollen Erscheinungsbild. Einziger Wermutstropfen: Die wachsende Nachfrage nach Fahrrädern verbunden mit den Lieferschwierigkeiten diverser fernöstlicher Teilelieferanten sorgt für Lieferzeiten, die zum Teil im Juni 2022 liegen. Man ist gut beraten, heute Fahrräder für das nächste Jahr zu bestellen. 

Kluges aus der Mitte


Mehr als ein halbes Jahr liegen jetzt zwischen Ankündigung für Buch und Podcast. Dann kam Corona, und plötzlich sieht die Welt anders aus. Vor einem Jahr noch jagen wir von Auftrittsort zu Workshop-Termin, die Bahncard im Anschlag und den Koffer gepackt. Heute kaum mehr vorstellbar, das Leben hat ein andere Geschwindigkeit, viele Dinge müssen wir neu denken und ausprobieren, nichts ist mehr wie es die letzten Jahre war.

Es gab also kaum eine bessere Fügung, als dass wir uns nun um Buch und Podcast kümmern konnten. Unser Buch ist im letzten Monat erschienen, und wir freuen uns über so viel Zuspruch und positive Rückmeldungen. Und der aus dem Buch heraus entstandene Podcast hat schon tausende Hörer gefunden – für uns ein riesiger Erfolg. Daraus ergeben sich wieder so viele neue Möglichkeiten, und wir sind selber gespannt, wohin uns die Reise als Konsorten jetzt führen wird. Es ist offenbar nie zu spät, alles nochmal neu zu denken.

Dissektion

Eine Diagnose auf dem vorläufigen Arztbrief: Dissektion der Arteria carotis interna links mit inkompletter Okklusion.

Klingt harmlos. Führte aber zu einem Hirninfarkt. Und hätte böser ausgehen können, als es ausgegangen ist. Am Ende des letzten Workshop-Tages in diesem Jahr, am vorletzten Freitag, fand ich mich in einer Situation wieder, die ich erst nicht wahrhaben wollte. Ich wollte Sätze aussprechen, die ersten Worte flossen noch – und dann folgte nur noch Kauderwelsch. Von innen her, aus meinem Kopf heraus, war alles richtig. Aber über meine Lippen kamen unverständliche Worte.

Vorausgegangen waren ein paar kleine Anzeichen, am Ende der Woche des #WOLC19, nach Work Awesome und Organize Awesome. Eine kurze Sprachschwäche, ein bisschen haben wir darüber gerätselt, ein wenig besorgt waren wir. Aber hey, ich bin jung und voller Energie, ist nur eine kurze Schwäche, also weiter.

Dann gab es da ein Pulsieren im Ohr, ich hörte einseitig meinen Pulsschlag. Ungewöhnlich. Aber auch das erklärbar, sagt die Hausärztin: einfach abschwellendes Nasenspray ins linke Nasenloch. Und geht doch.

Dann am Mittwoch beim Sport ein Anfall von Schwäche, aber hey, es war auch eine harte Zeit vorher. Der rechte Arm fällt plötzlich einfach herunter? Sehr komisch. Aber am nächsten Tag geht es ja auf Tour, also keine Müdigkeit vortäuschen.

Der Freitag endet dann im Schweigen – und im CT des Klinikums Braunschweig. Braunschweigs Neurologen sind bekannt, es war vermutlich ein großes Glück, dass Sabine mich hier schnellstens in gute Hände brachte. Sie stellten nach dem erste CT sofort fest, dass es hier nur noch eines geben kann: Eine Lysetherapie und eine Überwachung rund um die Uhr.

 

Ich werde alles wieder tun können, was ich vorher getan habe. Körperlich habe ich keinerlei Einschränkungen. Sprachlich fallen mir längere Gespräche noch schwer. 

Was mir nur wichtig ist und warum ich das hier schreibe: Das, was mir passiert ist, ist kein Altersphänomen. Das kann mit 20 Jahren, mit 50 Jahren und 70 Jahren passieren. Ignoriert solche Zeichen nicht, wie ich es getan habe. Es hätte tödlich ausgehen können.

 

 

 

 

Ich bin dann mal weg

Schön wars mit Dir, Instagram. Es tut ein bisschen weh. Habe alle Bilder exportiert. Wohin ich nun migriere? Ob ich überhaupt migriere? Braucht es in der Welt voller Ablenkungen wieder eine neue Bilderplattform? Seit ich Flickr nicht mehr nutze, war Instagram mein einziger Ort, um mal schnell Bilder zu teilen und Inspiration von einigen Menschen zu bekommen, denen ich folge und deren Auge ich schätze.

Aber wer A sagt, muss wohl auch B sagen.

Instagram macht es einem nicht leicht, aus dem Club auszutreten. Im Profil findet man nur die Möglichkeit den Account zu deaktiveren. Aber unter diesem Link kann man auch sein -> Instagram-Konto vollständig löschen.

Jetzt ist noch WhatsApp auf der Löschliste. Wer mich erreichen will ohne WhatsApp, der hat ja noch viele weitere Wege.

 

Update: WhatsApp Account gelöscht. WhatsApp App gelöscht. Die Welt ist nicht untergegangen.

Gespräche am Plattenteller

„Es geht immer nur um eins: Wir wollen bessere unternehmerische Entscheidungen treffen.“

Ein wirklich nettes Gespräch hat das Uwe Berger in seinem #vinyltalk mit mir geführt. Es geht um New Work und Transformation, um Plattformen und Vernetzung, aber auch um David Bowie, den Mojo Club in Hamburg und den Dschungel in der Nürnberger Strasse.

Wo gibts den #Vinyltalk?
-> Apple Podcast
-> Deezer
-> Spotify
-> YouTube 

Leaving Facebook

 

Ich habe das große Vergnügen und auch die Ehre, diese Woche Teil des romantic business tribes im House of Beautiful Business zu sein. Wer mir auf Twitter oder dem Hashtag #house19 die letzten Tage gefolgt ist, wird zu dem Schluss kommen, dass kaum jemand hier noch glaubt, dass Facebook zu retten ist. Nicht wirtschaftlich, sondern moralisch.

Auf der einen Seite gibt es beeindruckende Menschen wie Anand Giridharadas, Autor von „Winners Take All“,  die klar sagen: das Problem ist Zuckerberg selbst und solange er da ist, ist das Unternehmen moralisch kaputt. Statt 90 % seines unermesslichen Vermögens, dass er mit einem unanständigen Geschäftsmodell generiert hat, jetzt zu spenden, sollte man Facebook lieber zu einer public utility machen und das Unternehmen einfach zurück geben an die Gesellschaft. Ich finde die Argumentation, in den handelnden Personen das Böse zu personifizieren und den Dialog einzustellen, problematisch, was aber nicht heißt, dass man nicht Zeichen setzen kann.

Ich habe die Diskussion nun zum Anlass genommen, aus dem Facebook–Geschäftsmodell auszusteigen. Facebook selbst war leicht – das fand ich eh in den letzten zwei Jahren zunehmend uninteressanter, zuletzt habe ich nicht mal mehr reingeschaut. Härter wird jetzt WhatsApp, weil es wirklich wie eine Krake als Messenger zu allen in meinem Kommunikationsmix sitzt und diesen Knoten muss ich gewaltsam lösen. Instagram ist emotionaler, weil die Fotos für mich Quelle der Inspiration sind. Stories haben bei mir nie resoniert, daher werde ich sie nicht vermissen.

Die Herausforderung heißt also WhatsApp. Ich habe so ziemlich alle anderen Messenger auch probiert. iMessage ist in einer meiner Apple dominierten Familie und dem Bekanntenkreis eh da. Ich bleibe also erreichbar. iMessage fehlt aber – warum eigentlich? – ein smarter Weg mit Gruppen umzugehen und die fehlende Möglichkeit von Threads bzw. das Kommentieren von einzelnen Beiträgen in einem Gruppenchat fehlt mir sehr. Und da iMessage nur in der Apple Welt verfügbar ist, wäre eine zweite Plattform wünschenswert (neben den ohnehin noch verfügbaren privaten Kanälen von Twitter oder LinkedIn, die ich auch nicht beabsichtige aufzugeben)

Meine Alternative lautet daher erstmal Telegram, eine Alternative, die alles kann, was WhatsApp auch kann, mit dem Thema Gruppen gut umgeht und auf allen meinen Endgeräten gleichermaßen gut läuft – und ein Großteil meiner Kontakte scheint schon da zu sein. Threema? Ja, habe ich auch, aber da scheitern wir schon an den verschiedenen Endgeräten, die ich parallel benutze. Signal und Wire waren mal auf meinem iPhone, sind aber aus Gründen der Reduktion von Komplexität wieder rausgeflogen. Wer mich erreichen will, hat ja nun einige Alternativen.

Als ich meine Entscheidung neulich gepostet habe, ging die wilde Diskussion gleich los. Ich will daher gleich ein paar Punkte klar stellen:

  • Mir geht es nicht um ein mehr an Sicherheit. Wann und wo ich heute Abend ankomme, die Bilder vom Abendessen und die Sprachnachricht an meinen Sohn erfordert kein Hochsicherheitstool. 
  • Ja, ich weiß, Telegram und der KGB und so.
  • Nein, ich müsste nicht auch gleich noch Twitter und LinkedIn verlassen 

Mir geht es NICHT um den Verzicht auf Tools der bösen großen GAFAs (Google, Apple, Facebook, Amazon). Ich bin froh, dass es die Werkzeuge gibt und sie haben mein Leben angenehmer gemacht. Ich will darauf nicht verzichten. Ich bin bei einigen dieser Konzerne das Produkt, auch Twitter oder Google leben davon, dass sie mich analysieren und mir Werbung verkaufen. Aber keiner hat so sehr an Glaubwürdigkeit verloren und so viel gelogen wie Facebook. Und darum geht es mir. Die Rolle von Facebook bei der Beeinflussung von Wahlen oder Brexit, der Cambrigde Analytica Fall und deren häppchenweise kleinlaute Erklärung zu den Fehlern im Umgang mit meinen Daten führt bei mir dazu, auszusteigen. Dabei trifft es sich gut, dass wir zwar noch vor wenigen Jahren gefeiert haben, dass dieses Internet endlich die Macht der Medienkonzerne bricht, wir nun aber wieder eine quasimonopolistische Infrastruktur haben. Und das man dagegen auch Zeichen setzen kann. Weniger zu oft bei Amazon bestellen. Die Google Suche durch Alternativen wie Duck Duck Go ersetzen. Man kann wieder mehr auf den eigenen Seiten publizieren und weniger Content LinkedIn in den Rachen schmeißen. Und man kann eben raus aus dem Facebook Monopol.

Um Instagram werde ich ein wenig weinen, und über das WhatsApp Quasi-Monopol und die jetzt anstehenden Diskussionen mit meinen Freunden und Bekannten ärgere ich mich jetzt schon. 

Mein Telegram Shortcut hier -> http://t.me/alecmcint

 

Update 1: Leaving Instagram ist auch nicht leicht. Aber unter den Sicherheitseinstellungen gibt es einen Knopf, mit dem man seine gesamten Inhalte als Export beantragen kann. Bin gespannt, was da kommt.

Aktivurlaub wird überbewertet – oder wie DHL uns Genügsamkeit lehrte

Vier Paar Bergstiefel. Die guten ledernen Meindl für Hochgebirge und Geröll, die leichten North Face für die sommerlichen, sportlichen Almwiesen-Trails. Funktionsjacken, zwei Stück. Teleskop – Wanderstöcke, natürlich die Besten der Besten, magisch vibrationsarm wie kein anderes Modell. Golf-Outfit für zwei, man weiß ja nie. Socken, Unterwäsche. Und viele schöne Bücher: 25 Kilogramm Ausrüstung für 11 Tage Bergurlaub. 

„Schicken Sie Ihre Koffer und Reisetaschen innerhalb Deutschlands voraus und verreisen Sie entspannt. Mit der Sendungsverfolgung haben Sie den aktuellen Status immer im Blick.“ So verspricht es DHL vollmundig vor der Reisesaison.

Beide Versprechen sollten sich als Versprecher herausstellen. Das Gepäck reiste nicht voraus, sondern hinterher. Und der Blick in die Sendungsverfolgung sorgte vor allem für eins: Für Rat- und Hilflosigkeit. Aber beginnen wir von vorne.

Wir nehmen also das Serviceversprechen von DHL für bare Münze. Zwei bis drei Tage im voraus versenden? Kein Problem. Koffer flugs gepackt, Etiketten gedruckt, Abholung am Samstag beauftragt. Anlieferung am Dienstag oder Mittwoch garantiert. Den Koffer senden wir rechtzeitig ab, denn selbst wollten wir nur mit dem kleinen Trolly reisen: Wäsche für zwei Tage (Stopover München), 2 Hemden, 2 Hosen. 

Bei der Ankunft in Bayrischzell am Mittwoch sollte der Koffer da sein. Kein Problem, denken wir beim Blick in die Sendungsverfolgung, der Koffer ist ja, so heisst es dort, bereits im Zielgebiet eingetroffen.

Überraschend: Am Dienstag zwar „im Zielgebiet“ um die Ecke eingetroffen, am Mittwoch, ja auch am Donnerstag längst noch nicht am Bestimmungsort. 2 – 3 Tage? Auf Nachfrage verweist DHL auf die AGB: Wir könnten, aber wir müssen nicht und übrigens, belästigen Sie uns nicht, bevor nicht 6 Tage (!) verstrichen sind…so in etwa fühlt es sich an, während wir uns in Genügsamkeit üben, uns aber gleichzeitig auf das Wochenende freuen, denn spätestens da, so der verwegene Plan, sollte es dann doch auf den Berg gehen. Bergstiefel, Wanderstöcke, Funktionsjacken, der Tagesrucksack…klar, kommt alles Freitag. Doch weit gefehlt, auch am Samstag fieberten wir dem DHL Zustellservice vergeblich entgegen.

Alexander Kluge on Twitter

Da fährt man #CO2 optimiert mit der Bahn nach Bayern in den Urlaub – alles funktioniert bestens – nur @DHLPaket versagt vollständig bei der zuverlässigen Zustellung. Seit Tagen warten auf Wanderschuhe und Sportsache – Antwort: es gibt keinen Anspruch auf Zustellung in 2 – 3 Tagen https://t.co/QdOhWYWvhU

Täglich gegen Mittag kommt DHL zum Tannerhof. Bestellungen werden ausgeliefert, gelegentlich ein Koffer abgegeben, auch ein Buch, dass wir uns haben senden lassen, findet seinen Weg zu uns innerhalb von 24 Stunden. Nur unser Koffer nicht. 

Gleichzeitig meldet die Sendungsverfolgung unverändert zuversichtlich: 
1. Abholung am Samstag bei Kluges um gegen 15 Uhr – check, erledigt.

2. Weiterverarbeitung des Koffers am Dienstag 18 Uhr (da hätte er eigentlich schon in Bayrischzell sein können) – check, erledigt.

3. Ankunft im Zielgebiet erfolgt – check, erledigt.
…Moment…am gleichen Tag – nur zwei Stunden später, nämlic um 20 Uhr?

…das macht uns schon stutzig. Börnicke? Der Versandort liegt rund 700 km vom Zielort entfernt, das kann doch nicht stimmen.

Die Versuche, online eine Beschwerde zu erstellen scheitern. Beschwerden zu nicht ausgelieferten Sendungen können laut DHL überhaupt erst dann aufgegeben werden, wenn die Sendungsverfolgung mehr als 6 Tage (!) keine Veränderung zeigt – siehe oben.

Auch die DHL Zustellerin, die täglich mit ihrem gelben Transporter den Tannerhof ansteuert, ist ratlos. Auch sie weiß nicht, was vor „ihrer“ Lieferkette passiert, wer anzurufen wäre, wen man außerhalb des offiziellen Prozesses kontaktieren kann. „Wir bekommen unsere Ware nach Schliersee, erst dann übernehmen wir“. Sie überreicht eine Info-Karte in Visitenkarten-Form mit Servicenummern, die man im Problemfall kontaktieren soll – ein Lichtblick, denn diese Nummern findet man nicht im Internetauftritt der DHL. Nur: die Karte stammt aus dem Jahr 2007 und schon die erste Rufnummer erweist sich als totes Ende. 

Immerhin finden wir durch Ausprobieren eine Telefonnummer, bei der nach rund 8 Minuten Wartezeit in Endlosschleife – selbstverständlich ohne Ansage, wie lange die voraussichtliche Wartezeit dauern würde noch wieviele Anrufer vor einem sind –  die freundliche Frau Velio von DHL unsere telefonische Beschwerde entgegennimmt. Auf unsere Frage, was wir denn jetzt tun können, so ganz ohne unseren Koffer, antwortete sie: „Nichts. Warten. Sie hören in 1 – 3 Tagen von uns.“ 

Alexander Kluge on Twitter

@DHLPaket Jetzt ist es eine Woche her, dass unser Koffer irgendwo zwischen Berlin und Bayerischzell verloren ist. Per Mail nur Antwort, dass das durch die AGB gedeckt ist. Und bei der Hotline geht natürlich keiner ran. https://t.co/GdKEvXCxV1

Einziges erkennbares Zeichen, dass seitens DHL überhaupt irgendetwas passiert: Die DHL löscht kurzerhand die Sendungsverfolgung unseres Koffers – vollständig. Eine Bestätigung des Beschwerdeeingangs?
Nope. Eine Vorgangsnummer? Sucht man vergeblich.

Übung in Genügsamkeit

Man glaubt nicht, mit wie wenig Gepäck man in den Urlaub reisen kann. Wir sind eigentlich schon Meister des Verzichts, weil wir entschieden haben, möglichst wenig zu fliegen, möglichst lokal CO2 optimal Urlaub zu machen und mit der Bahn reisen. Jetzt lernen wir, uns noch mehr zu beschränken. Man kann durchaus mit zwei T-Shirts und einer kurzen Hose Sommerurlaub machen. Es geht. Der Wäscheservice des Hotels ist hilfreich. Mit allem kann man zurecht kommen. Aber so richtig Freude kommt in der maximalen Beschränkung nicht auf. In der Verzweiflung kaufen wir festes Sport-Schuhwerk, Socken, leihen uns Stöcke und üben uns in Genügsamkeit. An eine Bergtour ist nicht zu denken.

Am Montag abend erneut der Anruf bei DHL. Der junge Mann am Telefon wirkt genervt: Er hätte jetzt einmal eine Frage: Wann wir erreichbar wären und wie meine Telefonnummer lautete? Rückfrage: Wozu brauchen Sie das? Erstens steht unsere Telefonnummer in der Sendungsverfolgung (man gibt die Nummer ja immer an, wenn man einen Paketschein editiert), zweitens hat Frau Velio unsere Nummer in der Beschwerde notiert, und drittens würde man sie – so wäre meine Hoffnung bei der DHL – doch im Display sehen, oder?

Der nun extrem genervte, offenbar überlastete Servicemitarbeiter droht aufzulegen, wenn er nicht nochmal unsere Nummer bekommt. Denn: Frau Velio hat doch tatsächlich – man höre und staune – die Telefonnummer in das falsche Feld geschrieben (er könne das sehen und würde jetzt gern nochmal sicher gehen, ob es dann wenigstens auch die richtige Nummer wäre!) „Glauben Sie mir, das ist der Grund, warum mit Ihrer Beschwerde seit Samstag nichts passiert ist!“  

Und überhaupt: Wie sähe denn eigentlich das Gepäckstück aus? Ich beschreibe kleinlaut einen grauen großen Kunststoffhartschalen-Koffer mit schwarzem Griff und schwarzen Rollen und dem Logo „Kenneth Cole“. 

Irgendwie hat man ja immer die Hoffnung, wenn man weitere Angaben macht, dann würde mehr passieren. Und tatsächlich: Tags darauf gegen 18.50 meldet sich die freundliche Frau Holthausen von der DHL Beschwerdestelle. Sie hätte unsere Beschwerde vorliegen und sie wüßten sogar, wo unser Koffer ist: In Greven in Nordrhein-Westfalen! Na, das sind ja läppische 800 km von uns entfernt, denke ich so. Ja, das Gepäck sei wohl in der falschen Box gelandet. Aber bevor es weitergeht, hätte sie jetzt noch eine wichtige Frage: Wie genau sähe unser Koffer eigentlich aus? Ich beschreibe ihn erneut, frage aber, was mit der Beschreibung des Vortages geschehen wäre: „Nun, ich muss schon wissen, ob der Koffer hell- oder dunkelgrau ist!“ erwidert sie. Na ja, der Koffer ist so mittelgrau, aber sie könne sich darauf verlassen, dass das irrelevant wäre, denn es muss ein Versandzettel auf dem Koffer kleben, und zwar mit mehrmals den gesamten Koffer umwickelnden Ducktape und Folie so geschützt, dass er nur mit roher Gewalt abgegangen sein könnte.  Oder? „Wir melden uns“. 

Danke Frau Holthausen, sage ich, aber was machen wir denn jetzt ohne unsere Sachen, abgesehen davon, dass an das Bergwandern, wegen dessen wir hier sind gar nicht zu denken sei? Die DHL würde uns kulanterweise das Porto und 50 € erstatten, erwiderte Frau Holthausen. Etwas kleinlaut fragte ich nochmal nach, ob nicht zumindest die wenigen Sachen erstattet wurden, die wir notdürftig kaufen mußten? (Ein paar Kosmetika, Turnschuhe, ein Sportshirt)? 

Doch, sagt Frau Holthausen, das erstatten wir auch…dazu reichen Sie einfach die Belege ein. Oha! Gut dass wir darüber gesprochen haben…so richtig von sich aus wäre Frau Holthausen nämlich auf das Thema nicht zu Sprechen gekommen…

Es verstreicht der Mittwoch, der Donnerstag…unser Koffer ist inzwischen 13 Tage auf Reisen, ich fühle mich ziemlich im Stich gelassen und rufe nochmal an…halloooo, liebe DHL, habt Ihr uns vergessen? Nach nur 9 Minuten in der Warteline meldete sich Herr Pechlivanidis und fragte nach verlesen meiner Sendungsnummer als erstes – man ahnt es schon: „Wie sieht denn der Koffer aus?“ 

Rückfrage: Steht das nicht jetzt endlich in der Datenbank? Mittelgrau! „Ja“ sagte Herr Pechlivanidis, „aber haben Sie ein Sperrgepäck-Schild auf den Koffer geklebt?“ Sperrgepäck? Wir haben ganz simpel den so als einfach angepriesenen DHL Koffer-Versand genutzt, einen Versandschein gekauft, ausgedruckt und vorschriftsgemäß angebracht.

„Nun, dann ist der Verlust ja kein Wunder“. Und weiter: „Ich kann ihnen jetzt auch nicht helfen, Sie müssen warten!“ Aber bitte, sage ich: Der Koffer muss doch seit den vergangenen 8 Tagen irgendwo gescannt worden sein? Ja, sagt er seelenruhig, und zwar am Zielort, gestern. Ach, sage ich, in Aschheim – wann genau? „Gestern morgen.“ Seit 36 Stunden steht der Koffer – Reklamationsstufe 2 – im Zielgebiet einen Steinwurf von uns entfernt, und DHL hält es weder für nötig, den Koffer manuell irgendwie rüber zu schaffen noch uns zumindest über die Sendungsinformation zu informieren, dass unsere Sachen immerhin irgendwo sind?

„Wie kann es sein dass der Koffer vor 36 Stunden gescannt worden ist und diese schon irgendwie wichtige Info für mich nicht sichtbar ist?“
„Nun warten Sie doch, so schnell geht das nicht, geben sie den Kollegen doch etwas Zeit!“

Ehrlich gesagt: Darum mache ich mir am wenigsten Sorgen – dass sich die Kollegen nicht genug Zeit nähmen, solch eine für den Kunden wie ich finde nicht ganz triviale Reklamation zu händeln…denn es kommt noch besser:

Drei Tage (!!!) später, Samstag, unser Abschied vom schönen Tannerhof – eine wunderschöne Zeit in den bayerischen Voralpen, unser heiss ersehnter Wanderurlaub, geht nach 11 Tagen zu Ende. Glück im Unglück: Die meiste Zeit schien die Sonne, ansonsten wäre dieses Bergvergnügen so ganz ohne Ausrüstung sicher noch denkwürdiger geraten…


Wir verzichteten auf größere Touren und gewöhnten uns an die Eintönigkeit unserer Ober- und Unterbekleidung. Jeden Morgen der mitleidige Blick unserer Urlaubsbekanntschaften „Und? Koffer schon da?“ gepaart mit dem Blick an uns herunter. Nein, es ist immer noch die gleiche kurze Hose. Nach dem Frühstück gegen 10.00 reisen wir ab. Wir verabschieden uns, ohne unsere Wandersachen für unseren Wanderurlaub je erhalten zu haben.

München Hauptbahnhof, 11:40 Uhr. Ankunft aus Bayrischzell mit Handgepäck zur Weiterreise nach Berlin. Das Hotel sendet eine SMS: „Ihr Koffer ist gerade eingetroffen. Wir haben wie vereinbart die Annahme verweigert“. So lautete nämlich unsere Anweisung in der Hoffnung, dass dies der schnellste Weg wäre, den Koffer zurück zu erhalten. Wir werden sehen…

Liebe DHL: Wir danken für diesen schönen Urlaub! Keine kräftezehrenden Bergwanderungen. Keine blöden Golfturniere auf dem sicher ganz und gar langweiligen Golfplatz in Tegernsee, wer will schon Golf spielen, wenn er auch entspannt am Ententeich des Tannerhofes auf sein Gepäck warten kann. Nur unterbrochen vom gelegentlichen Auswaschen der Wäsche im Waschbecken mit Hotelshampoo. Ihr habt und Demut und Genügsamkeit gelehrt. Wir danken Euch für diesen außergewöhnliche Lektion in Achtsamkeit.  

Eine kleine Info: Am kommenden Mittwoch brechen wir Richtung Norddeutschland auf. In dem Koffer, der jetzt ungeöffnet vom Tannerhof zurück nach Berlin unterwegs ist, sind meine drei schönsten Sommerkleider und meine liebsten Strandsandalen und die Funktionsjacken, die wir für regnerische Nordseetage gerne dabei hätten. Auch wenn wir nun gelernt haben, solche Krisen in Genügsamkeit zu meistern: Es wäre ein Traum, wenn Sie es schaffen, uns den zweiten Teil unseres Urlaubs mit einigen wenigen nützlichen Dingen zu versüßen. Die Sendungsnummer lautet: 357561897062. Gern geben wir auch unseren Aufenthaltsort bekannt, vielleicht senden Sie den Koffer gleich direkt durch.

Ach und übrigens: Der Koffer ist mittelgrau.

100 Tage – reloaded

Letztes Jahr hatte die Kluge Gattin zum ersten Mal das Halbmarathon Ziel ausgerufen und nach 100 Tagen waren wir fit für den Lauf an der Elbe mit Ziel Dresden. Es war ein wunderschöner Lauf und wir waren mächtig stolz, dass wir das auch als Fuffziger packen konnten.

Aber wie die Motivation nun aufrecht halten? Tatsächlich war es danach schwierig. Ziel erreicht. Abgehakt. Also neues Ziel gesetzt für den letzten Herbst beim Palma Marathon. Aber die konsequente Trainingsvorbereitung hatte da schon so seine Tücken.

2019 also ein neuer Anlauf. Und das auch noch für einen guten Zweck. Wieder das 100 Tage Trainingsprogramm. Und diesmal wussten wir ja immerhin, dass es machbar ist. Und so sind wir stolz durch Berlin gelaufen, beste Stimmung, tolles Wetter, emotionaler Abschluss beim Schlussspurt durch das Brandenburger Tor die Heimatstadt Berlin nochmal ganz anders zu Fuß erlebt.

Nächstes Jahr? Klar. Wieder dabei.

Tesla Amnesia

This is a post exclusively for Brenda. Brenda is part of the Tesla Family. We met Brenda in February 2019 in Fremont. We visited companies in the Silicon Valley, Apple, Google, Twitter and of course Tesla. Why Tesla? It all began back in March 2016 when we stood in line at Kurfürstendamm, Berlin, to place a order for the Tesla Model 3, one day before it was unveiled in Fremont.

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Just registred for #tesla #model3

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Finally we placed not one, but four reservations for a car that no-one has seen before. We believed in the companies mission to „accelerate the world´s transition to sustainable energy“ – and we wanted to be part of the e-mobility revolution. And we wanted to be first.

Three years later the Tesla Model 3 deliver process started in Europe. In the years between we had serious discussions over here with friends about the move to e-Mobility and had to argue a lot about our move to Tesla.

December 20st 2018 was the day we ultimatly placed our order right after the german order site opened. January 9th a call from Tesla announced delivery Mid of February, we tracked the first ship „Glovis Captian“ from San Francisco to Zeebrügge with the first few thousand Model 3 for Europe – and for us it was very clear: We will get our hands on the Model 3 right after the ship landed in Europe.

Exactly at this time we were invited by IBM to THINK2019 in San Francisco, and we took the chance to visit Tesla as well. You must know that only Tesla owners and Tesla reservation holders are allowed to see the factory. We hold a reservation, but we just drove by and we missed to reserve a factory tour slot. This is where Brenda entered the scene.

As she understood that we are „fanboy“ and „fangirl“ from Europe, early reservation holder and supporters, she just answered: „Hey, we are Tesla family“ and she made it possible to see the factory. We spent quiet some time there, had lunch with the workers, had the chance to drive the Model 3 the first time. Brenda gave us the feeling that we made this project of Elon Musk possible.

After our return to Germany the story turned. And it turned really really bad. Our car was not on the „Glovis Captain“ vessel. In fact, our car was even not build. Deliveries started in Germany, Austria and Switzerland – and we waited and waited. A first delivery date was cancelled a few days in advance. A second date: same. Mid of March we received papers, there was hope. But the car was still missing. Another four dates were canceled, in some cases 12 hours in advance. Nobody of Tesla Germany was available to talk, emails received no answers, phone calls ended on mailboxes. After the sixth cancellation I called a lawyer. I wanted to cancel the whole thing. I felt treated so bad as an early supporter.

And this is where Brenda showed up again. She cared about us as we were very important customers. But we did not order hundreds of cars, we orderd only one. And this is the secret of people taking care: They treat us like we expected to be treated. She tried everything, escalated things via US management, and she communicated with us. I don´t know if anything she did helped to get our car last Saturday. But it doesn´t matter. She cared.

So this is a big thank you to Brenda. Today we received this wonderful welcome package, it arrived with FedEx directly from Fremont. Thank you, dear Brenda, you did a tremendous job keeping us on board – and we will tell the story of the Tesla family.

A last word about the car: It is unbelievable great. Never ever had a car like this. I read a lot about quality problems, „Spaltmaße“, software problems. Our car arrived as expected, its such a pleasure to drive this car. So luckily we seem to suffer from Tesla Amnesia – we immediately forgot all the bad things we experienced the last weeks.

Thanks again Brenda. Brands like Tesla exist because there are poeple like you taking care.

Spaltpilz e-Mobilität

Neulich in einem Meeting mit Top Managern. Es geht um Disruption, Transformation, wie das Neue in die Welt kommt. Jemand sagt Car Sharing. Irgendwann fällt Kohleausstieg. Die Diskussion wird innerhalb von Minuten emotional. „So ein Schwachsinn, diese e-Mobilität!“ hört man es raunen. Einer der Top Manager wird deutlich: Man habe sich intensiv mit dem Thema beschäftigt und nach intensiven Recherchen ganz bewußt entschieden, die anstehende Fuhrpark-Erneuerung ausschließlich mit Diesel zu bestreiten – das sei nachweislich immer noch die umweltfreundlichste Alternative. Punkt.

Schweden-Studie. Kobalt. Kinderarbeit. Alles nur eine Hipster-Mode aus Berlin. Ich habe mittlerweile aufgegeben zu argumentieren. Ich kenne momentan kein Thema, das so polarisiert wie die e-Mobilität. Gut, das Gender-Sternchen könnte vielleicht noch ähnliche Wallungen erzeugen.

Die Wirtschaftswoche hat sich jetzt dankenswerterweise des Thema angenommen und zumindest ein paar gängige Mythen entmystifiziert, indem sie einfach simpel nachgerechnet hat. Zum Beispiel beim Thema CO2 Ausstoß:

Das bedeutet: Geladen mit konventionellem deutschen Durchschnittsstrom ergibt das 7,9 Kilogramm CO2 je 100 Kilometer. Das ist rund die Hälfte dessen, was ein kleiner, sparsamer Diesel erzeugt und weniger als ein Viertel des CO2-Ausstoßes eines hochmotorisierten Benziners im Alltagsbetrieb. Mit Ökostrom betankt, fährt das E-Auto sogar klimaneutral.

Auch die von e-Auto-Hassern gerne zitierte „Schweden-Studie“ ist schon längst von den Autoren selbst relativiert worden, muss aber immer noch herhalten für die Argumentation pro Diesel und Benzin.

Das ist aus einer ganzen Reihe von Gründen falsch. Erstens basieren diese Werte (17 Tonnen, 200.000 Kilometer bis zum „Öko-Break-Even“) auf einer ganzen Kette von Fehlern im Zusammenhang mit der schwedischen Studie von 2015. Die Geschichte dieser Zahl ist ein Lehrbuchbeispiel darüber, wie – unabhängig vom Thema – Fake News in die Welt kommen. Sie basiert auf aus dem Kontext gerissenen Worst-Case-Szenarien, auf in die Aktualität extrapolierten, veralteten Daten (der Strommix ist zum Beispiel inzwischen CO2-ärmer), fälschlicherweise auf Deutschland übertragenen schwedischen Größen sowie auf einfachen Übersetzungsfehlern.

Auch mit dem Thema Kobalt beschäftigt sich der Artikel und der Behauptung, dass unser Stromnetz zusammenbrechen wird, wenn plötzlich alle ihr e-Mobil laden.

Wir werden im Klugen Haushalt ab 2019 nur noch elektrisch fahren. Die Umstellung von Öl auf Elektro ist natürlich nicht die Rettung des Abendlandes, das wissen auch wir. Nur weniger Individualverkehr kann uns retten. Deshalb fahren wir Bahn wo es geht, wir haben jeder eine Bahnflatrate in Form einer Bahncard 100. Wenn wir fliegen, kaufen wir CO2 Pakete bei Atmosfair. Und in Berlin ist Carsharing mit DriveNow (wenn man uns nicht wie vor wenigen Monaten geschehen, einfach das Stadtgebiet vor der Haustür wegkürzt) die richtige Alternative, wenn Fahrrad und Öffis gerade nicht passen.

Man kann eine Menge tun. Selbst wenn man beruflich viel auf Achse ist.

In Zeiten, in denen sich immerhin ein paar Lungenfachärzte nicht zu schade sind, als Argumentationshilfe einer sich zu spät transformierenden Automobilindustrie herzuhalten, und ein Bundesminister Scheuer gegen Tempolimits und Benzin- und Dieselvernichter wettert, kann man so eine Argumentationshilfe schon mal brauchen:

-> Wirtschaftswoche „Die Mythen der E-Auto-Kritiker

-> MythbusterElektromobilität – Informationen für Interessierte aus dem Handschuhfach eines Schweizer Teslafahrers


Laufend helfen

Am 7. April 2019 starten wir mit Freunden zum Halbmarathon quer durch Berlin. 10 Euro Spende für jeden Kilometer leistet jeder von uns für Oxfam. Und zusätzlich habe wir das Ziel, 10 Euro pro Kilometer von Euch einzuwerben.

Danke für Eure #LaufendeHilfe!

Reiserei

Umfang der Erde in Kilometer: 40.075
Meine Reisekilometer im Auftrag unserer Kunden im Jahr 2018: 90.950

Durchschnittliche CO2 Emissionen für Mobilität pro Kopf und Jahr in Deutschland in Kilogramm: 2.100
Meine CO2 Emissionen für Mobilität im Jahr 2018 in Kilogramm: 13.000

Pro Kopf CO2 Emissionen in Indien in Kilogramm: 1.600
Klimaverträgliches CO2 Jahresbudget eines Menschen in Kilogramm: 2.300
Pro Kopf CO2 Emissionen in Deutschland in Kilogramm: 11.500
Meine CO2 Emissionen in 2018 in Kilogramm: 22.500

Zurückgelegte Strecke mit Bahn in 2018 in Kilometern: 48.070
Zurückgelegte Strecke mit dem Flugzeug in 2018 in Kilometern: 27.880
Zurückgelegte Strecke mit dem Auto in 2018 in Kilometern: 15.000

Am Ende dieses aufregenden Jahres habe ich mich mit einer großen Tabelle vor meinen Kalender gesetzt, Reisen zusammengezählt, Orte markiert, CO2 Verbrauch kalkuliert. Und war erschrocken, wieviele Emissionen auf mein Konto gehen. Die naive Annahme, Bahnfahren statt Fliegen und Autofahren würde mir Absolution erteilen, ist quatsch. Wir reisen einfach zu viel.

Wir Klugen Leute fahren zwar immer mehr Bahn, fliegen weniger, verzichten auf Flüge rund um die Welt und blasen nicht auf Kreuzfahrten Schweröl in die Luft. Wir beziehen Ökostrom, heizen mit Wärmepumpe und fahren ab 2019 voll elektrisch. Aber das reicht nicht.

Dieser Spiegel-Artikel brachte uns auf die Idee, dieses Jahr unsere Emissionen zu kompensieren. Organisationen wie Atmosfair hatte ich eigentlich bisher als ökologisches Feigenblatt links liegen lassen – zu Unrecht.

Wir haben daher unser Weihnachtsbudget für die Kluge Consulting GmbH in CO2 Kompensation angelegt. Für Sabine und mich. Und das nochmal verdoppelt. Zumindest diesen Beitrag wollten wir leisten für den Raubbau, den wir am Planeten vornehmen.


Kluger Toolset continued – Kalenderdramen

Es gibt da noch eine klitzekleine Kleinigkeit zum Thema Kluges Toolset. Generationen von Klugen Mitarbeitern arbeiten seit Jahrhunderten mit marktgängigen Kalender-Lösungen. Outlook, Lotus Notes, Google Apps. Alle bieten weitgehend nette Funktionalitäten mit Übersichten für mein persönliches Leben. In unserer aktuellen Umgebung mit Google Apps und MacOS bzw. iOS Frontend geben wir uns die Kalender gegenseitig frei, abonnieren Feiertagskalender oder lassen Geburtstage anzeigen. Alles prima. Keiner hat jemals über Drucken nachgedacht. Oder Jahreskalender im Listenformat.

Nun gibt es ja bekanntermaßen eine neue Personalsituation im Klugen Universum. Und plötzlich ist wieder das eingetreten, was man so fürchtet in der IT: Schattentools! Es gibt Mitarbeiter, die bauen sich Excel-Kalender für ihre Jahresübersicht. Händisch. Und die doppelte Pflege geht natürlich immer schief. 

Die Herausforderung: Eine führende Mitarbeiterin einer digitalen Reiseagentur will braucht eine einseitige Kalenderübersicht über das Jahr, in der sie die Termine beider geschäftsführender Gesellschafter nebeneinander in Monatsscheiben auf einer Seite sehen kann – und die man dann vielleicht in DIN A1 an die Wand nageln kann. Aber man kann es drehen und wenden wie man will: Aus Google Calendar ist das ebensowenig herauszuholen wie aus dem MacOS Kalender. Ich habe auch kein Tool gefunden, das mir eine solche Listenansicht liefert. 

Also, dear lazyweb, ist irgendwer da draußen, der mit ähnlichen „mission critical“ Anforderungen zu kämpfen hat und eine Lösung für das Problem anbieten kann?

Kluger Business-Toolset

Es steht der Jahreswechsel an, und wir Klugen Konsorten hinterfragen nicht etwa Mindset oder Skillset, dafür aber unseren Software-Toolset. 

Grundprinzip soll bei uns sein: Cloud first. Alles muss aus der Steckdose kommen und auf allen mobilen Endgeräten laufen. Fangen wir an mit dem, was sich bewährt hat und einfach läuft:

 

Google Apps

Mail & Calendaring läuft alles über Google Apps. Gelegentlich Hangouts für Online Meetings. Läuft.

 

Dropbox Business

File-Sharing. Bis auf hypersensible Kundendaten ist da alles drin, jeder kann ran. Klappt super und reibungslos. Manchmal je nach Anforderung auch mal Google Drive, OneDrive oder Box. Aber am einfachsten und zuverlässigsten bei weitem immer noch Dropbox.

 

Slack

Interner Teamchat. Keine internen Mails mehr. Für Themenbereiche gibts Channels. Alles prima. Nahtlos auch für Kollaboration mit externen Partnern. Insbesondere wegen des simplen Switchen zwischen diversen Slack Umgebungen weit besser als Microsoft Teams, das einem beim berufsbedingten Hantieren mit verschiedensten Identitäten zum Irrsinn treibt.  

 

Harvest

Harvest regelt unsere Zeiterfassung. Super schlankes Tool. Alle Projekte mit Budgets werden dort bebucht. Übersichten, Warnungen bei bestimmten Schwellwerten (Budget-Überschreitung) etc. Simple iOS App, netter Mac OS Integration. Sehr schön. Hat sich auch bewährt.

 

Expensify

Reisekostenirrsinn. Wir reisen eigentlich ständig durch die Republik. Belege fallen ständig an. Belege fotografieren, texterkennen, oder simpel hinmailen – alles wird sauber zugeordnet. Expensify macht das Leben leichter und unserer Buchhaltung weniger Kopfschmerzen. 

Soweit läuft alles prima. Aber nun:

 

FiBu & Fakturierung aus der Steckdose?

Nun aber Finanzbuchhaltung und Fakturierung. Was bisher on premise läuft, wollen wir zum Jahresende ablösen. Seit Jahren nutzen wir Monkey Office als Buchhaltungssoftware und Fakturierung. Warum? Weil es einfach gut auf dem Mac implementiert ist. Allzu viel Auswahl gibt es da nicht. Das Thema lokale Installation, Datenbank-Synchronisation etc. will ich jetzt auch loswerden.

Also, liebe Gemeinde, was könnt Ihr empfehlen?

Einfachste Option aus unserer Sicht: Steuerberater hat ja eh DATEV und bekommt monatlich einen DATEV Export in CSV-Format, das würde ich gerne automatisieren. DATEV bietet mit DATEV Unternehmen Online eine Lösung, mit der wir direkt Daten erfassen und der Steuerberater gleich alles sieht. Klingt smart, scheint aber offenbar wirklich nur ein erweitertes Frontend zur Eingabe der Belegdaten zu sein. Fakturierung gibt es als Zusatzmodul. Könnte schlau sein, traue aber dem Braten nicht. Auswertungen gibts dann natürlich nur vom Steuerberater, klar, DATEV schützt seine Klientel.

Alternativ führt eine kurze Google Suche nach „Buchhaltung Cloud“ zu einer großen Zahl von Anbietern wie Lexware oder SAGE, die auch eine DATEV Schnittstelle bieten und vermutlich noch ein paar mehr komfortable Funktionen. Aber ein Anruf bei einem ehrlichen Sales Menschen von Sage ergibt schon mal gleich: Irgendwann braucht man dann doch wieder einen Windows-Clients. 

So, und nun Ihr? Habt Ihr eine GmbH? Seid Ihr auch ein kleines, übersichtliches Team? Wollt Ihr auch von überall her flexibel Zugriff auf Eure Daten? Was habt Ihr im Einsatz für Fibu und Fakturierung?

Danke für Ideen und Erfahrungen!

Warum teuer oft preiswert ist

 

 
 
 
 
 
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Warum man einfach gute Sachen kaufen sollte: 10 Jahre alter #Rimowa macht schlapp. Rein in den Store. Neues Gestänge in 5 Minuten reingeschraubt ohne Diskussion. ?

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Madame Bovary oder wie ich lernte, die digitale Ruhe zu lieben

 

Weitblick mit @netzabine #südtirol #bergromantik #latergram #schatzerhütte

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Neulich war Urlaub. Aber: früher war alles besser. Vor allem die Ruhe im Urlaub. Mein Vater rief damals in den Familienurlauben seine Sekrertärin einmal pro Woche aus einer Telefonzelle am Urlaubsort an, ob irgendetwas wichtiges anlag. Sonst waren wir einfach nicht erreichbar. Ja, das war alles vor VUCA und Digitalisierung, und nein, ich bejammere unser digitales Schicksal nicht, ich stelle nur fest: Früher war Ruhe im Urlaub.

Als ich dann groß, erwachsen und selbständig war, kam schon bald e-Mail und mobiles Internet, und plötzlich war Schluss mit Ruhe im Urlaub – man konnte ja jetzt von überall kommunizieren, antworten, reagieren. Das Mittel der Wahl für den Frieden: Out-of-Office Agent anschalten, Vertretung benennen, wegfahren. Sich im Zweifel eine SMS schicken lassen.

Dann kam das ganze social Gedöns, privat und beruflich kaum noch auseinanderzuhalten, dutzende Kanäle. Vor zwei Jahren diskutierten wir an dieser Stelle „Kanal voll„. Nein, es liegt nicht an unserer digitalen Demenz und der Tyrannei der Technik. Es liegt an uns Menschen und unseren Erwartungen an und Einstellungen zu Zusammenarbeit und Kommunikation, wenn wir uns tyranniseren lassen wollen. Aber diese Erkenntnis allein hilft nicht, wenn man die eingetretenen Pfade der Daueraufmerksamkeit und Permanenterregung mal verlassen möchte.

Ganz konkret nun also aus dem aktuellen Urlaub: Wie nun umgehen mit dem freien Blick auf die Berge? Hier die Liste der Klugen Maßnahmen:

 

Notifications

Benachrichtigungen ausschalten für eine Reihe von Applikationen: Twitter, LinkedIn, Facebook. Keine Ungelesen-Zahlen mehr. Keine Benachrichtigungen auf dem Home-Screen. Die Folge: Man muss dann schon aktiv die Applikation öffnen und nachschauen, ob was ist. Die Oberfläche vermittelt plötzlich nicht mehr das Bedürfnis, dringend etwas nachschauen zu müssen.

Ganz konsequent abgeschaltet sind die Benachrichtigungen bei den social Apps nicht: WhatsApp als Familienkanal durfte weiter melden, das war mir wichtig. Vorteil für mich: Im Gegensatz zur Gattin gibt es in WhatsApp bei mir kaum berufliche Dialoge.

Wirkung: Sehr gut. 
Nachhaltigkeit: Einstellungen auch nach dem Urlaub beibehalten.

 

Out of office

Ankündigen, dass man mal weg ist, hilft auch. Wie sollen die anderen denn wissen, dass ich die Notifications alle abgeschaltet habe. Also: Abwesenheitsagent in Mailbox aktiviert. Check. Die digitalen Kanäle, auf denen man von mir eine Reaktion erwarten könnte, mit einer Statusmeldung bestücken. Check.

Wirkung: Mässig bis gut.
Nachhaltigkeit: Nach Rückkehr deaktiviert.

Grayscale

„Is the Answer to Phone Addiction a Worse Phone?“ fragt die New York Times. Da war ich eher skeptisch. Aber es stimmt. Jetzt fehlen nicht nur die roten Ungelesen-Markierungen – das monochrome Layout lenkt nur noch den Blick auf textliche Inhalte. Bilder und Videos machen so eh keinen Spaß mehr. Und draussen ist jetzt das wahre bunte Leben.

Wirkung: Gut. Aber wenn man gerne Bilder macht mit dem Telefon, muss man plötzlich in Schwarz-Weiß denken.
Nachhaltigkeit: Bin derzeit wieder in Farbe unterwegs, könnte sich aber nochmal ändern.

 

Madame Bovary

Flaubert? Ja, Flaubert.

Ankunft in der Schatzerhütte, 2000 Meter Höhe, irgendwo zwischen Würzjoch und Brixen. Ein Balken und „E“. Also so gut wie offline. Die Lücken in der mobilen Breitbandversorgung sind durchaus hilfreich. Zumindest dann, wenn man dieses breite Band ja gerade nicht will.

Die Gattin hatte ihren Tolino dabei, den sie aber nicht vorher, als noch Netz war, betankt hatte. Die Folge: Keine Management-, Digitalisierungs-, #FutureOfHR-Literatur, sondern nur das vorinstallierte Buch: Madame Bovary. Gustave Flaubert. Meine Güte, hat uns das Spaß gemacht an den Abenden auf der Alm.

Wirkung: Gigantisch

Nachhaltigkeit: Schlecht. Zu Hause ist überall Empfang. 

 

Fazit? Dass man überhaupt über eine Woche Media-Diät reden muss, ist ja schon absurd. Nichts haben wir verpasst, die Welt hat sich ohne LinkedIn Kommentare und Retweets wunderbar weitergedreht. Menschen, die etwas von mir wollten, haben die Abwesenheitsnotiz gelesen und sich später gemeldet. Wir haben Madame Bovary gelesen und Sonnenuntergänge angestarrt. Und auch eine Woche später fühlte sich der Abstand zu den Threads, die die Welt zu bedeuten scheinen, gut an. Die Haltung versuche ich mir zu bewahren, das scheint gesund. 

 

Nachtrag:

Halt. Einen Kanal hatte ich vergessen: Telefon. Während alle Anliegen offenbar auch mal eine Woche Zeit hatten, hatte ein Geschäftspartner diese Zeit offenbar nicht. Er schrieb keine Mail, keine SMS, keine WhatsApp. Er rief an. Er sagte nicht, worum es geht. Er bekam keinen Rückruf, sondern eine SMS mit der Bitte um Mitteilung, um was es geht und wie dringend es ist. Ich werde es wohl nie erfahren. Dann wegen mangelnder Reaktion da oben auf der Alm bekam ich eine unschöne Quittung. Schon komisch, dass genau dieser Kanal offenbar sofortige Reaktion verlangte. Schade.

 

100 Tage


In 80 Tagen ist so mancher schon um die Welt gereist. Wir sind in 100 Tagen zum Halbmarathon gereist. Für zwei Wissensarbeiter, die die meiste Zeit ihres Lebens in Verkehrsmitteln aller Art oder in Workshop der transformatischen Art verbringen, war das eine Herausforderung. Geholfen hat die „In 100 Tagen zum Halbmarathon“ App gepaart mit gegenseitiger Motivation und dem Ziel, den Oberelbe Halbmarathon mitzulaufen. 

Ziel war: Durchkommen. Erreicht haben wir 2:02:00 und 2:35:54. Wir waren stolz wie Bolle. 

Next Stop: Palma Halbmarathon. Ziel: Durchkommen bei der Hitze. 

 

Abspeckprogramm

Volker hat mich nach „Bargeldlos durch Deutschland“ auf den Aarandano gebracht. Ich wollte zwei Probleme lösen: Die viel zu fette Geldbörse loswerden. Und im Selbstversuch probieren, wie weit ich in diesem Land ohne Bargeld komme.

Ziel 1: Abspecken

Ziel 1 ist weitgehend erreicht und fühlt sich gelungen an. Die wesentlichen Kreditkarten sind dabei. Personalausweis ebenso, Bahncard 100, alles smart verpackt, und mit dem kleinen Münzfach auch immer noch ein paar Euro dabei. Papiergeld klemmt unter dem Band, denn… von Ziel 2 sind wir noch sehr weit entfernt.

Was fehlt noch? Ich besitze noch einen originalen „Lappen“: Führerschein aus dem Jahr 1986. Bisher habe ich mich aus Nostalgiegründen geweigert, ihn umzutauschen. Ich fürchte, es wird Zeit.

Schwieriger wird es mit dem Fahrzeugschein, denn den gibt es nicht in Kreditkartenformat. Lösung bisher: Keine. Kopie im Auto braucht nämlich keiner anzuerkennen, auch wenn einige die Kopie im Handschuhfach mitführen.

Weniger problematisch, aber durchaus ein Thema: Abholzettel und Rechnungen, die man aufbewahren sollte. Normalerweise sammeln die sich im Geldbeutel, jetzt muss man sehr diszipliniert sein mit den kleinen Papieren. Ordentlich falten und unter das Gummi klemmen und sehr sehr schnell daheim in den großen Schuhkarton entsorgen, der dann zur Buchhaltung geht.

 

Ziel 2: #NoCash

Von diesem Ziel bin ich meilenweit entfernt. Daten-Diätler werden mir eh raten, dieses Projekt mal ganz schnell wieder zu beerdigen. Ich will mich aber nicht von Orwell schrecken lassen, sondern einfacher und bargeldlos durchs Leben kommen.

Erste Vorkehrungen: Edeka App installiert und registriert. Ebenso die Datenkraken-App Payback Pay, mit der man bei DM, Rewe & Co auch mal was zu Essen bekommen soll. Diverse andere Dienste nutze ich schon bargeldlos mit den jeweiligen Apps: MyTaxi, MotelOne, Lufthansa, etc.

Erstes Erlebnis beim lokalen Rewe um die Ecke: Payback Pay ist groß angepriesen, aber der Kassierer verzweifelt an der Bezahlung. Ich auch. Und nach vielen Minuten hinter mir auch jede Menge ungeduldige Kunden. Sehr peinlich. Offenbar braucht es dafür noch mehr Schulungen in den beteiligten Geschäften. Letztlich also mit der EC Karte gezahlt, ging dann halt auch.

Nächstes Erlebnis: Die Reinigung um die Ecken nimmt die Hemden erst gar nicht an, wenn man nicht Bar zahlt. Next Step also: Die Dienstleister identifizieren, die wenigstens ein EC Lesegerät ihr eigen nennen. Eigentlich in der heutigen Zeit kein Ding, wir haben selber einen iZettl für den Hyggelig Berlin Verkauf. Aber mindestens jeder zweite Berliner Taxifahrer tut sich damit ja auch schwer, obwohl er die Wegelagerer-Gebühr von 1,50 Euro, die ihm die Berliner Taxi-Innung zugeschustert hat, kassieren könnte.

Nun der Reiseantritt letzte Woche, nächste Lehrstunde in Sachen #NoCash: der Zugbegleiter nimmt schon mal keine anderen Zahlungsmittel als Bargeld. Zum Glück reicht für den Cappuccino das minimal bestückte Geldfach im Aarandano.

Spannend wird es dann auf dem Lande: Angekommen vor den Toren der Bischofsstadt Limburg sind Taxis Mangelware, und wenn sie da sind, dann horchen sie natürlich nicht auf MyTaxi und nehmen natürlich auch nur Bargeld. Begründung: „Wir haben hier überall so schlechten Empfang, die Geräte gehen nicht.“ Willkommen in der analogen Republik. Nothalt am Geldautomaten, Problem vorerst gelöst.

Abends dann in der fremden Stadt sucht der Reisende eine Osteria seines Vertrauens auf, und auch hier gilt: Nur Bargeld lacht. Das wiederum kann einem ganz prima auch in beliebigen Lokationen in Berlin passieren, verursacht aber bei geringer Geldautomaten-Dichte auf dem Lande für Schweißausbrüche.

Zwischenfazit: Der Selbstversuch #NoCash wird weiter getrieben. Minimales Gepäck dabei zu haben, ist ein Wert an sich. Interessanter Nebeneffekt: Man will natürlich kein Wechsel-Geld mehr. Und wird damit noch großzügiger beim Trinkgeld. Auch gut fürs Charma.

Masters of Transformation: Transformation muss aus der Mitte kommen

Heute gibt es was auf die Ohren: Eine Stunde das „kluge Transformation Couple“. Wer wissen will, wie wir so beruflich ticken, ist eingeladen, eine Stunde zuzuhören. Wer sich wiederfindet, wir freuen uns auf Lob. Wer zuhört und mit Kopf schüttelt, dessen Kritik ist umso willkommener.

Einen lieben Dank an Ingo Stoll, der unvergleichlich eine Atmosphäre der Vertrautheit schafft und damit uns und die Zuhörer mit auf eine Reise durch unsere Arbeitswelt nimmt. 

Hier geht es zur -> Episoden-Seite des Master of Transformation Podcasts

Stolz

Die Gattin auf der Bühne der Elbphilharmonie, geehrt für ihr #NewWork Engagement. Hach.