Das heutige Recording zum #MoTcast 058 “Transformation kommt nicht von oben oder unten – sondern aus der Mitte” mit @netzabine und @alecmcint aka dem Transformation Couple und Host @ingostoll – inkl. mit Liveatmo aus Hannover | Launch: 9.3. #Podcast pic.twitter.com/8ZOiDudXXA
— #MoTcast (@MoT_cast) 2. März 2018
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Drei Abiturienten ziehen nach Norden. Einer davon ist Sohn Nummer 2. Kann gar nicht sagen, welche Gefühle mich zuerst übermannen bei dieser irren Doku. Vaterstolz. Rührung. Sehnsucht, nochmal jung und unbeschwert um die Welt zu ziehen. Lust auf Abenteuer.
Was man heute braucht: Anständige Kamera im Smartphone, eine Drohne, und ein Händchen für Schnitt, Musik und Inszenierung.
Wunderbares Video, Jungs!
Seit Jahren tut im Klugen Serverschrank eine kleine Synology Diskstation DS213 ihren Dienst. Einmal verreckte eine Platte, die DS213 schlug rechtzeitig Alarm. Platten getauscht, fertig. Die beiden 3,6 TB WDC red Platten tun ihren Dienst seit Jahren unauffällig. Alles mögliche lief auf dieser Kiste. Owncloud, Photostation, sogar Minecraft Server für die Kinder, diverse Experimente.
Dann geriet die Kiste in Vergessenheit. Die Cloud sorgte dafür, dass Fotos plötzlich nicht mehr in der Bilder-Sammlung landeten, Dokumente nicht mehr in der lokalen Owncloud und Sonos holt sich die Musik sowieso schon lange von diversen Musikdiensten statt aus der lokalen Musikbibliothek. Nur noch die Time Machine tat ihren Dienst. Und auch darauf habe ich nicht geachtet.
Bis vor zwei Wochen.
Verwundert stellte ich vor dem bevorstehenden Rechnerwechsel fest, dass kein Backup erstellt wurde. Seit Wochen. Kurzer Ping auf die Diskstation. Keine Antwort.
Was dann eintrat: Schnappatmung. Denn das letzte Backup dieses Backup-Mediums liegt Jahre zurück. Zwar hat sich seit Jahren nicht mehr viel geändert, aber das Archiv der Bilder! Die Kinder! Die Reisen! Nicht, dass wir mehr als einmal pro Jahr flüchtig ein Bild aus der Vergangenheit hervorkramen. Nein. Aber wir hätten ja mal nachschauen KÖNNEN, wie denn Sohn I so mit 5 Jahren aussah.
Synology hat einen Troubleshooting Guide und der sagt: Wenn nur noch die Status-LED blinkt, fass die Kiste nicht mehr an, gehe nicht über Los, fülle sofort das Hilfe-Formular aus.
Ausgefüllt. Schweigen. Tagelang. Nach drei Tagen dann meine Nachfrage an Synology, wie es denn mal mit Unterstützung wäre. Wieder keine Antwort. Nach 5 Tagen nochmal eine Nachfrage, mittlerweile schon mit erheblichem Grollen.
Dann, nach fast einer Woche ein Lebenszeichen: „Entschuldigung, aber momentan haben wir ein sehr hohes Tickektaufkommen“ Aha. Und dann die gleiche Checkliste nochmal, die im Netz hängt und die zum selben Ergebnis führt: All is lost wenn Du jetzt einen Fehler machst. Ich mache also keinen Fehler, und wieder gehen wir zurück in die Warteschleife.
Nein, die Power LED blinkt nicht blau, nur die Status LED blinkt. Wie schon vor mehr als einer Woche festgestellt.
Die Lösung: Bauen Sie eine andere Platte ein (habe keine zur Hand), checken Sie die Sektoren (wie denn bitte, bei mir gibt es ja kein Gerät, an das ich die Festplatten überhaupt anschließen könnte) Wenden Sie sich bitte an Ihren Händler. Wie bitte?
Rückmeldung von Synology: Also, wenn die Power LED blau blinkt, dann ist vielleicht Ihre Hauptplatine… Nein! Da blinkt nichts blau – die Status LED blinkt!
Rückfrage von mir: Könnte es vielleicht die Stromversorgung sein? Ja, die Stromversorgung könnte auch sein. Und? Es war die Stromversorgung. Neues Netzteil geordert, angeschlossen. Läuft.
Lehre Nummer 1 für alle Synology Nutzer: Der Support war früher auch mal besser.
Lehre Nummer 2: Wenn Ihr auch noch so eine Kiste im Keller habt: Schaut mal ob sie noch lebt. Macht mal ein Backup vom Backup.
Und zum Abschluss: Ja die Cloud ist böse und finster. Wer sich ein hochverfügbares Plattensystem in den Keller stellt, mag darauf verzichten. Alle anderen sollten sich nicht zu sehr auf eigene Hardware verlassen.
All good things come to an end. On Dec 15, we’ll bid farewell to AIM. Thank you to all our users! #AIMemories https://t.co/b6cjR2tSuU pic.twitter.com/V09Fl7EPMx
— AIM (@aim) 6. Oktober 2017
Ihr habt echt keine Ahnung, Ihr jungen Leute. Mitleidig und genervt erklärt ihr Euren Alten, wie man jemanden auf Snapchat added. Aber wie das alles anfing mit Chats und Statusmeldungen, davon habt Ihr echt keine Ahnung.
e-mail war schon langweilig geworden, mit ICQ spielten wir im Büro schon herum, aber dann kam mein lieber Freund Robert mit der Einladung zum AOL Instant Messenger daher. Und plötzlich sprangen alle auf den Zug auf. Ja, damals, in der Steinzeit, lange vor WhatsApp, da konnten wir chatten! Und wir konnten sehen, wer gerade online war. Presence Awareness, Alter!
Ja, wir hatten noch keine Smartphone, aber wir hatten schon Farbfernsehen. Und ein Modem. Und Internet. Wir haben diesen Chat auf unserem Desktop benutzt. Und das war noch ein Desktop! Ich rede von großen Kästen mit Lüftern, 3,5 Zoll Diskettenlaufwerk und Röhrenbildschirm. Und wenn wir schon Boxen drangeklemmt hatten, dann machte der AIM unvergessene Töne. Diese quietschende Tür, die sich öffnete, wenn jemand „online ging“. Remember Boris, als er noch nicht pleite, dafür aber „drin“ war? Wollt Ihr mal Klopfzeichen aus der Vergangenheit? Guckstu -> hier.
Achtung, Enthüllung
Vielleicht es ja jetzt auch an der Zeit, über meinen Twitter-Handle zu reden. Wieso benutzt der Kluge eigentlich dieses unaussprechliche „alecmcint“ auf allen Kanälen? Ja, lange bevor Ihr Euch alle hinter irgendwelchen merkwürdigen Kunstnamen auf Facebook versucht habt zu verstecken, mussten wir mit wenigen Zeichen auskommen. Wir dachten uns Kunstnamen aus, und die mussten dann gekürzt werden. Aus meinem lieben Freund Lorenz Buchberger wurde dann der Italiener „Lorenzo die Libromontagnola“, aus dem Alexander Kluge der Schotte „Alec McIntelligence“ – und mehr als 10 Zeichen gab waren nicht drin. Also: alecmcint. Oder der liebe Bernd, der mcbeeoh. Oder Volker, damals noch vowexxl, heute wohl eher vowexs. Hach.
Bis 15. Dezember darf man hier nochmal AIM Luft schnuppern, die alte Buddy-List anschauen. Dann ist es vorbei. Die anderen Scheintoten wie ICQ oder MySpace sitzen auch an der Schwelle zum digitalen Jenseits, und irgendwo in Second World Life sitzt auch noch mein Avatar herum – vermutlich im ehemals sündhaft teuren IBM Pavillon. Und ich werde ein wenig den Zeiten hinterher trauern, in denen ich noch nicht den Kanal voll hatte.
Seit die „Wanderer“ auf den Darss gewandert sind und wir uns spontan ein paar Stadt-Räder gekauft haben, haben wir daheim in Berlin unser persönliches Rad Revival. Sabine ist nur noch mit dem Retro-Rad durch die Stadt unterwegs, ich mit meiner Forelle durch den Berliner Sommer ebenso.
Nur: Die Forelle hat kein unnützes Zeug an Bord. Also auch kein Licht. Die meisten Lösungen sind häßlich und gehören nicht an so einen Rahmen. Copenhagen Parts liefert genau das, was man braucht. Die Leuchten hat man einfach in der Tasche dabei. Wenn es dann spät wird, klackt man sie einfach an den Rahmen. Sobald der Druck-Kontakt mit dem Rahmen da ist, geht das Licht an. Abnehmen: aus. Super simpel.
Was mich noch stört: Die Wechselschaltung zwischen durchgehendem Leuchten und Blinken. Erstes Mal anschalten: Dauerleuchten. Zweites Mal: Blink-Betrieb. Den will ich aber gar nicht. Zweiter Wunsch: Keine Batterien, sondern Akku aufladen via USB.
Dennoch: Schlaues Produkt. Mag ich.
Stop whatever you're doing and watch this.pic.twitter.com/CFXmsBAQMW
— Eric Weiskott (@ericweiskott) 24. August 2017
Quote mal andersrum-so muss das! @alecmcint auf dem #WomenRealEstateSummit https://t.co/ZOnSEAXQV7
— Sabine Kluge (@netzabine) 18. August 2017
@noraheer Habe gestern als späten Nachtrag noch ein paar nette Bilder von unserem Panel auf dem #WomenRealEstateSummit erhalten ? pic.twitter.com/zZJ7Sc8eDU
— Alexander Kluge (@alecmcint) 12. August 2017
Lieber #sender_name#,
ich kann leider den #excellent_feedback_link# nicht finden. Empfehle ein Update des CRM Systems.
Beste Grüße
Ihr #customer_first_name#
Lots of traveling ahead. Die nächste Woche steht im Zeichen diverser Konferenzen, und es braucht diese Pausen zwischen den Kundenprojekten, um mal wieder frische Gedanken zu tanken, sich auszutauschen über digitale und analoge Themen und andere Sichtweisen und Perspektiven kennenzulernen, die man dann wieder in die Kundenprojekte einbringen kann.
In Halle 5 der CeBIT steigt Montag und Dienstag die CeBIT Enterprise Digital Arena, die ich gemeinsam mit Ellen Trude moderieren werden. Schaut vorbei, wir haben sehr viele interessante Gäste und Themen. Der gestrige Hangout, unter anderem mit Harald Schirmer und Katharina Krentz, sei als Einstimmung empfohlen. Ebenso sehens- oder hörenswert der Hangout mit Sabine zum Thema „Zukunft der HR„. Überhaupt Sabine: Es ist eher ungewöhnlich, dass Partner sich plötzlich in einem Themenbereich wiederfinden. Bei uns ist das seit einem Jahr am Köcheln, und nun stehen wir beide auf der selben Bühne, sowohl bei der CeBIT Enterprise Digital Arena, als auch am Donnerstag in Utrecht auf dem „CongresIntranet.“ Hat was von Mr. and Mrs. Smith.
Auf Utrecht freue ich mich ganz besonders, denn dort werden wir auf Lee Bryant, Luis Suarez und John Stepper treffen – dürfte ein sehr unterhaltsamer Ausflug in die Niederlande werden.
Hoffe viele von Euch zu treffen in der nächsten Woche.
Es muss 1989 gewesen sein, als ich das erste Mal von einem lieben Freund nach Ahrenshoop verschleppt wurde. Das Licht, die Mischung von Steilküste, Weststrand und Bodden, alles in Laufnähe an der schmalsten Stelle des Fischlands – all das hat mich sofort gefesselt. Die Trümmer des Sozialismus standen zwar auch deutlich sichtbar in Form eines hässlichen Betonklotzes namens „Kurhaus“ gegenüber vom Strandübergang – aber es war auch klar, dass dieses kleine Nest anderen, ehemals sozialistischen Nachbardörfern einiges voraus hatte. Im Künstlerdorf Ahrenshoop hatte man weitgehend darauf geachtet, das Dorfbild zu erhalten – das lag sicher auch daran, das die Nomenklatura sich dort regelmäßig zur Sommerfrische aufhielt, das unbescheidene Anwesen von Schalck-Golodkowski zeugt noch heute davon.
Ein stillgelegtes Ferienheim eines Thüringer VEB wurde für uns Studenten die Heimat bei vielen Ausflügen. Hier wurde heftig darüber gestritten, wie unsere erste Firma, ein Seminaranbieter und Dozentenpool, heißen sollte und welche Farben das Logo tragen sollte. Hier bereiteten wir uns auf Uni-Prüfungen vor, feierten denkwüdige Silvester-Partys, holten frischen Fisch vom Fischer in Born und genossen Lachsforelle oder Boddenzander.
Das Gebäude musste mit Kohle geheizt werden, es roch nach dem typischen Reinigungsmittel der DDR.
Ursprünglich sollte es schnell abgerissen werden und einer Ferienhaus-Siedlung weichen. Aber die Verhältnisse waren offenbar kompliziert, in Ahrenshoop redet der örtliche Bauausschuss mehr mit als anderswo – und hat so vermutlich verhindert, dass es bis heute zu keinen schlimmeren Auswüchse gekommen ist. Und so fuhren wir Jahr um Jahr nach Ahrenshoop, und als das alte Ferienheim dann doch irgendwann abgerissen wurde, haben wir das Ritual dennoch beibehalten. In Ahrenshoop wurden nicht nur Firmen gegründet, Krisen bewältigt, Projekte gestartet – hier fand über lange Jahre der jährliche Kick-Off der K Consulting Group AG statt, inklusive Teambuilding auf dem Acker und am Steilufer.
Später buddelten hier die Kinder ihre ersten Löcher in den Sand und wir bezwangen gemeinsam die Lenkdrachen im Sturm.
Der Traum war schon immer, hier unter Reet (örtlich heißt hier vor Ort das Rohr oder Schilf) eine zweite Heimat zu finden. Zwischendurch verkauften wir unser Unternehmen, es ging eine Ehe in die Brüche – und auch in diesen Lebenskrise war Ahrenshoop die Zuflucht.
Aber welch eine schöne Wendung, dass mit einer neuen Liebe eine alte Liebe verbunden war – wir teilten beide schon ein Jahrzehnt, unabhängig voneinander, die Leidenschaft für diesen Ort mit dem besonderen Licht. In der alten Schifferkirche haben wir geheiratet, im alten Elisabeth von Eicken gefeiert.
Jahrelang drückten wir uns nun gemeinsam die Nase platt an den Ausschreibungen der örtlichen Makler. Wir waren kurz davor, das „Deichhaus“ am Grenzweg zu kaufen, direkt am Deich, Blick auf die See, zurückgebaut und entkernt bis auf die Außenmauern. Kurz vor dem Notartermin bekamen wir nasse Füße. Damals vermutlich die richtige Entscheidung, sonst hätten wir keine Luft mehr gehabt, unseren Traum in Berlin zu realisieren.
Vor fast zwei Jahren, wir hatten uns gerade nach einer Umschuldung von den finanziellen Lasten des einen Bauvorhabens erholt, liefen wir am Weg zum Kiel an einem Haus vorbei – mit frisch aufgestelltem „Zu Verkaufen“ Schild. Es war offenbar der richtige Moment. Das Schild war noch frisch, es war früh im Jahr und noch nicht allzu viele Leute waren daran vorbeigekommen – wir klingelten bei den Besitzern, und dann ging alles sehr sehr schnell. Und sind mit einem Bein in Ahrenshoop angekommen.
Letzte Woche haben wir Richtfest gefeiert. Unser „Hyggelig Hus“ Rohbau steht.
Manchmal können wir noch gar nicht glauben, dass es da ist und wir es geschafft haben, so ein Schmuckstück auf die Halbinsel setzen zu dürfen. Es klingt sicher pathetisch, aber ich kann es gar nicht anders sagen. Wir sind so dankbar, dass wir es hierhin geschafft haben.
Starke Botschaft an das amerikanische Publikum in diesen Zeiten voller Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz.
-> Story
#cebiteda17 Es genügt nicht, Maßnahmen auszulösen, sie müssen auch orchestriert werden. Das… https://t.co/WDeZduGEAi pic.twitter.com/yMHLHeAMA1
— Enterprise Digital (@EntDigiSum) 26. Januar 2017
Die CeBIT wirft ihre Schatten voraus. Ich werde das eine oder andere Panel moderieren. Und im Vorfeld durfte ich ein paar Gedanken zu #DigitalWorkplace und #DigitalTransformation los werden.
-> weiterlesen
Wenn es nicht alles so traurig wäre. Eigentlich habe ich schon vor den Bildungs-Skeptikern der alten Schule resigniert. Ich. Kann. Es. Nicht. Mehr. Hören. Weltuntergang Digitalisierung, schaut Euch nur die Jugend an, liest kein Buch mehr, starrt nur noch auf Bildschirme, hat keine sozialen Kontakte mehr, #undsoweiterundsofort. Dass das, was die verzogene Brut da den ganzen Tag tut, Lesen, Schreiben, Kommunikation, ja sogar Zusammenarbeit, und – oh Schreck- sogar LERNEN ist, das kann nur verstehen, wer auch teilhat an dieser Entwicklung. Wie soll ich einem Digitalabstinenzler Twitter erklären? Oder Snapchat? Hoffnungslos, wenn man es nicht selber wenigstens mal ausprobiert.
Seit meinem letzten Rant zu den Äußerungen des großen Hirn- und Entwicklungsforscher Dr. Manfred Spitzner, dem Kronzeugen der Digitalisierungs-Gegner auf jedem Elternabend und in jeder Talkshow, ist einige Zeit vergangen.
Nun mischen sich in den letzten Tagen im Zuge der Digitalisierungsdiskussion in deutschen Schulen hochkompetente Menschen wie Josef Kraus ein, 67 Jahre alt, pensionierter Schulleiter, und offenbar Sprecher der deutschen Lehrerschaft. Und diese Ansichten lassen einem die Haare zu Berge stehen als Vater zweier Jugendlicher. Das hoch renommierte altsprachliche Gymnasium ist nicht im Ansatz in der Lage, den Jugendlichen die neuen Medien und ihre intelligente Nutzung nahe zu bringen. Die Lehrer rücken heute noch mit Overhead-Projektoren an und halten das repetitive Wiedergeben von Zahlen, Daten, Fakten für eine Kernkompetenz. Die Hochrüstung mit Smartboards, die fast keiner der Lehrer sinnvoll in seinen Unterricht einzubringen gelernt hat, hat nichts, aber auch gar nichts mit den Herausforderungen der digitalen Transformation zu tun.
Ich empfehle daher ausdrücklich die Lektüre dieses Spiegel Artikels „Nicht hören. Nicht sehen. Nicht digitalisieren.„:
Wer nicht versteht, wie Software funktioniert, wer den ersten Google-Treffer prinzipiell für die richtige Antwort hält, wer nur noch „Call of Duty“ und gar nicht mehr Fußball spielt, für den hat die Digitalisierung vermutlich mittelfristig tatsächlich negative Auswirkungen. Wer ihr aber begegnen möchte, in dem er die Zeigefinger fest in beide Ohren steckt und laut „lalalalala“ ruft, den wird sie überrollen und zurücklassen.
Ich habe dazu schon vor einigen Jahren mal was ins böse Netz getippt. Mein Appell an die Eltern und Lehrer frei nach Holm Friebe:
Trotz allen Unbehagens in den Tretmühlen des Fortschritts sollten wir Älteren uns davor hüten, uns das wärmende Wams des Kulturpessimismus überzustreifen.
Macht Euch vertraut mit den Dingen, die da draußen in diesem Interdings passieren. Setzt Euch neben die Jugend, schaut zu, was sie tun. Versucht, zu verstehen. Die nächste Generation ist gerade dabei, mit digitalen Mitteln eine neue Welt zu erschaffen. Ob wir es wollen oder nicht.
Vor noch nicht einmal einem Jahr traf eine syrische Flüchtlingsfamilie bei uns zum Abendessen ein. Wir wollten die Flüchtlingskrise nicht nur aus der Zeitung erfahren, sondern die Menschen selber kennenlernen. Und auch ein klein wenig etwas dafür tun, das „wir das schaffen“.
Am gleichen Abend starben Menschen in Paris. Und die Stimmung kippte immer weiter in Deutschland. Ein Grund mehr, zumindest dieser Familie zu helfen.
Als wir im Dezember „The World“ zu Gast haben und eine Sendung über die German Willkommens Kultur entsteht, hatten wir schon eine Wohnung für die Eltern mit den jüngeren beiden Kindern organisieren können. Einige Zeit später hatten wir auch endlich eine kleine Wohnung für den erwachsenen Sohn. Völlig unklar bleibt uns, wie Menschen aus Syrien das alles ohne Hilfe von engagierten Bürgern hätten schaffen können. Amtsschimmel, Blockade-Haltung bei Behörden, Vorbehalte bei den Vermietern. Alles kaum zu überwindende Hindernisse.
Als unser Artikel von der Huffington Post publiziert wird, spüren wir zum ersten Mal durch die Kommentare, welcher Wind außerhalb unserer Filterblase weht:
Das hat uns ziemlich getroffen. Und als kurz darauf unsere Fassade mit Eiern beworfen wird, wurde uns „Bessermenschen“ durchaus mulmig. Unser Ziel war ja nicht, uns mit „Gutmenschentum“ zu schmücken, sondern andere zu animieren, auch zu unterstützen. Wie sehr dieses Thema die Fliegen anzieht, zeigt sich nicht nur in diesen Kommentaren, sondern in Bautzen, in Mecklenburg-Vorpommern und am Sonntag in Berlin.
Während wir also am gestrigen Berliner Wahlabend ein „syrisches Barbecue“ mit den Freunden bei uns im Garten organisieren, zieht die AFD in die Parlamente ein. Während Aleppo immer mehr zu Trümmerwüste wird, bekommen Rechtsradikale ein Mandat vom Wähler.
Für uns steht fest: Jetzt erst recht. Denn wir hatten einen wunderbaren Abend, an dem uns zum ersten Mal auch bewußt wird: Wir sprechen nicht mehr Englisch. Wir sprechen Deutsch miteinander. Die Familie findet sich immer besser zurecht. Wir unterhalten uns bestens, die Männer streiten über die beste Grill-Technik, die Jugend tauscht sich aus zu Musik und Film. Bei allem Ärger über die Stimmung in diesem Land: Uns macht das Hoffnung. Integration geht nur mit der Hilfe aller. Lassen wir uns nicht von diesen Deppen unterkriegen.
Gestern abend dann auch noch diese Nachricht: „Jetzt ist auch der Vater von Frau Hoffmann gestorben“ sagt die bessere Hälfte zur Begrüßung. Es dauert ein wenig, bis bei mir der Groschen fällt.
Wolfram Siebeck war irgendwie immer Teil unseres Lebens. Wir haben ihn nie getroffen. Aber wir mochten ihn sehr. Viele seiner Weisheiten sind in den Sprachgebrauch der klugen Familie übernommen.
Ja, Wolfram Siebeck war elitär. Und arrogant. „Ich bin elitär! Manche sagen ja auch, ich sei arrogant. Ich bin arrogant!“ Er durfte das. Er war mittellos, als er anfing. Und wurde eine der ganz großen prägenden Personen des guten Geschmacks – nicht nur später im Klugen Haushalt.
Als er einmal jungen Restaurantkritikern vorwarf, dass Sie erst an Familie, Auto und Haus dachten, prägte er einen unserer liebsten Sprüche: „Junge Journalisten heute, die wollen erst mal eine Familie gründen, eine Wohnung kaufen, ein Auto. Die gehen nicht auf eigene Kosten in ein feines Restaurant, um sich zu bilden. Ich habe ganz Europa abgefressen aus eigener Tasche, das war sozusagen mein Universitätsstudium, es war wunderbar.“
Seitdem heißt es bei uns auch: Wir haben uns schließlich auf eigene Kosten durch halb Europa gefressen. Wir dürfen auch mal nörgeln.
Ob er seine Henkersmahlzeit Austern und Wein bekommen hat?
„Fast würde ich sagen, das reicht schon. Obendrauf noch eine Krabbe und ein Stück vom Hummer und ein paar Muscheln. Also am besten eine Platte fruits de mer, wie man sie in der Bretagne überall kriegt. Ja, das wär’s.“
Wir wünschen es ihm.
-> Nachruf in der ZEIT
Früher war die Welt einfach. Am Anfang der elektronischen Kommunikation landete alle Post in meinem Compuserve-Account. Aus heutiger Sicht war das Arbeit mit dem Faustkeil, aber das Prinzip dieses Werkzeugs beherrscht nach wie vor die Amtsstuben dieser Welt. Asynchrone Kommunikation im Push-Mode. Probleme wird man los, indem man sie in die nächste Mailbox schiebt. Blechbriefkasten vor der Tür ersetzt durch elektronischen Briefkasten. Sequentielle Abarbeitung. Inbox leer. Tagwerk getan.
Schon kurze Zeit später bröckelte die elektronische Monokultur. AOL Instant Messanger und ICQ brachten Real Time Chat in mein Leben. Ab sofort also mehrere Kanäle synchron, ein Kanal – e-Mail – weiterhin asynchron. Auch das ließ sich noch ordentlich verwalten.
Heute, 20 Jahre und viele Werkzeuge später, sieht der aktuell gültige morgendliche Info-Check so aus:
1. Facebook
2. WhatsApp
3. Mail
4. Twitter
5. Und ja, zum Leidwesen der Jugend, jetzt auch Snapchat
Dazu kommen dann diverse Kundennetzwerke:
– 1 * Yammer
– 1 * Sharepoint
– 3 * IBM Connections
– 1 * Alfresco
Wenn nötig garnieren wir das noch mit iMessage/SMS. Im Hintergrund werkeln Google Talk und, wenn ich es zulasse, auch mal Skype.
Und nun auch noch Slack. Wer heute nicht in persistenten Chat-Räumen seinen Geschäften nachgeht, ist sowas von 2015. Slack war die letzten 12 Monate der Heilsbringer, der e-Mail-Killer. Derzeit dreht allerdings ein wenig der Wind:
„The narrative has slowly switched from ‘How Slack killed email’ to ‘How Slack killed my productivity’.“
Slack-Nutzer, die vorher ob so viel transparenter Kommunikation und offener Zusammenarbeit statt e-Mail-Lawinen geschwärmt haben, beichten nun, dass ihr Arbeitstag mit Slack in ein einziges nicht enden wollendes „Franken-Meeting“ gewandelt zu sein scheint.
Wer kontrolliert wen?
These: Nicht ich kontrolliere meine Kommunikationsströme – die Kommunikation kontrolliert jetzt mich. Das liegt natürlich nicht am Werkzeug. Es liegt an mir und den vermeintlichen Erwartungen der Kollaborateure. e-Mail wurde auch als Terror empfunden, Mobilität sowieso, wenn der Chef dann um 23:00 noch ein Mail sendete, entstand Druck. Der zu erwartende Beißreflex: Mail-Server ab 18:00 herunterfahren. War meines Wissens nicht sonderlich erfolgreich bei VW. Wie vieles andere auch. Liegt ja auch nicht am Werkzeug, es liegt am Menschen. Jederzeit immer und überall kommunizieren zu können, erzeugt Druck. Von innen (inneres Belohnungssystem) und von außen (Mitarbeiter ist erreichbar, Führungskraft erwartet Erreichbarkeit).
e-Mail war dagegen einfach: e-Mail ist linear. e-Mail ist Push-Mode. Chef schickt e-Mail. Mitarbeiter arbeitet Inbox ab. Mit „Antwort an alle“ werden alle Kollegen in die Arbeitsbeschaffung mit einbezogen. Mit Anhang. Danach wegsortieren in irgendeine private Sortier-Logik, die niemanden interessiert, weil den Kontext der Ordner sowieso nur der Eigentümer der Mailbox versteht. Wenn der Mitarbeiter ausscheidet, wird die Mailbox gelöscht. Daten, Information, Kontext, vielleicht auch Wissen – weg.
Rettungsanker Social
Heilsbringer sollten die Social Tools sein. Arbeiten in Communities, offen, partizipativ. Kontext für alle sichtbar. Pull statt Push. Mitarbeiter folgen ihrem Chef. Oder den Kollegen. Sie folgen Inhalten, Communities, Blogs, Wikis. Sie kommentieren im Kontext. Mit „Empfehlungen“ weisen sie Kollegen auf wichtige Inhalte hin. Der „glückliche Zufall“ namens Serendipity läßt sie auf spannende neue Zusammenhänge stoßen. Alle können sich beteiligen und wichtige Beiträge leisten, wo sie vorher nur in ihrer Mailbox das serviert bekommen haben, was sie taylorisiert bearbeiten sollten.
So weit das Ideal.
Nun gibt es jede Menge Menschen, die viele Kanäle bedienen können, privat und im beruflichen Kontext. In der Filterblase twittern, facebooken, snapchatten, instagrammen wir parallel zur Nutzung von Slack, Confluence, Yammer und IBM Connections.
Kanal voll
Die wenigsten Nutzer in Unternehmen kommen aber mit diesem Prinzip zurecht. Die Welt war einfach bevor alles social wurde. FOMO, die Angst etwas zu verpassen, grassiert. In internen sozialen Netzwerken entwicklen nun Mitarbeiter Mechanismen, um den Push-Mode von e-Mail zu erhalten, damit die eigene Botschaft nicht untergeht. Damit niemand sagen kann, ich als Mitarbeiter hätte nicht deutlich mein Anliegen adressiert. Das führt zu wahren Lawinen von @-Erwähnungen – damit man ganz sicher ist, dass die gesamte Abteilung ihren Einsatz nicht verpaßt. Die Reinkarnation von e-Mail im Gewand der sozialen Medien. Mißtrauen, dass der andere den richtigen Vorgängen folgt und sich selber seine Informationen für die Verfolgung seiner Aufgabe zieht, beherrscht das soziale Medium. Begleitet von der Angst, die zeitnahe taktgenaue Lieferung auch ja dokumentieren zu können in der taylorisierten Bürowelt. Hochbezahlte Wissensarbeiter mutieren im Büroalltag so zu Verwaltungsfachangestellten. Vorgang bearbeitet. Stempel drunter. Umlaufmappe weiterreichen.
In dieser Welt hat eine Vielfalt von Kanälen keinen Platz. Die Grundweisheit: Das Tool ändert noch lange nicht die Art und Weise, wie wir zusammenarbeiten. Es ist nicht das Werkzeug, es ist die Kultur der Zusammenarbeit, stupid. Wer offline nicht „anders arbeitet“, wird das online auch nicht tun.
The one long franken-meeting
Selbst in den hippen Startups, in denen e-Mail ein Nischendasein fristet und die Nutzung von Slack auf Offenheit, Transparenz und Hierarchiefreiheit basiert, fordert das „one long franken-meeting“ die Mitarbeiter ordentlich heraus.
„while [social] has replaced the tyranny of email for many, it has unleashed a chaotic tyranny of its own.“
Im Aktivitätenstrom rauschen Postings, Antworten, Empfehlungen vorbei. Ständig könnte man etwas kommentieren, würde gerne belangloses Zeug vom Kollegen ausblenden, traut sich aber nicht, weil es könnte ja auch was wichtiges dabei sein. Eine neue Form von Stress, viel kleinteiliger und enger getaktet als bei e-Mail hat Einzug gehalten in die vormals prozessural so schön durchstrukturierte Arbeitswelt.
Mitarbeiter und Arbeitsgruppen suchen sich dann wieder ihre ruhigen Ecken – auch das ein Phänomen, das Mossberg in seine Slack-Beobachtungen teilt:
„because of the sea of talk and the fact that everything in a standard channel is open to all, more and more people are resorting to private, closed discussions, even while using Slack. The company says that, in its early days, about 70 percent of its usage was in public channels. Now, 70 percent is in direct-messaging sessions or private channels.“
Auch die Forderung nach „Threading“ in Slack zeigt den Wunsch nach Ordnung. Und egal, ob Facebook oder Slack, der tradtionelle Wissensarbeiter hätte gerne eine funktionierende Suche. Ja, rufen dann die Verkünder der #sofortness, uns interessiert nur noch das „hier und jetzt“ und Dinge, die jetzt publiziert sind, interessieren in kürzester Zeit eh keinen mehr. Inhalte sind nur noch kurzlebig, so der Ansatz, nach drei Tagen interessiert ein Post nicht mehr, warum ihn also wiederfinden wollen?
Es ist ein kreuz. Die neuen Werkzeuge machen Sinn, sie sind nicht mehr wegzudenken. Man gewinnt Transparenz, man verliert Linearität. Man gewinnt Kontext, aber man verliert Fokus. Es hilft offensichtlich nichts: Der Filtermuskel im eigen Hirn muss trainiert werden auf mehr Durchlässigkeit, der Lohn ist Serendipität, der Preis ist FOMO.
Warum ich das alles schreibe? Meine Frau sagt gerne, wen sie mir ein Problem auftischt und ich sofort nach einer Lösung suche: „Ich will nur drüber reden, ich will keine Lösung“.
Genau. Ich wollte nur mal drüber reden.