Archive for the 'Netzleben' Category

AIM – ein Nachruf

Ihr habt echt keine Ahnung, Ihr jungen Leute. Mitleidig und genervt erklärt ihr Euren Alten, wie man jemanden auf Snapchat added. Aber wie das alles anfing mit Chats und Statusmeldungen, davon habt Ihr echt keine Ahnung.

e-mail war schon langweilig geworden, mit ICQ spielten wir im Büro schon herum, aber dann kam mein lieber Freund Robert mit der Einladung zum AOL Instant Messenger daher. Und plötzlich sprangen alle auf den Zug auf. Ja, damals, in der Steinzeit, lange vor WhatsApp, da konnten wir chatten! Und wir konnten sehen, wer gerade online war. Presence Awareness, Alter! 

Ja, wir hatten noch keine Smartphone, aber wir hatten schon Farbfernsehen. Und ein Modem. Und Internet. Wir haben diesen Chat auf unserem Desktop benutzt. Und das war noch ein Desktop! Ich rede von großen Kästen mit Lüftern, 3,5 Zoll Diskettenlaufwerk und Röhrenbildschirm. Und wenn wir schon Boxen drangeklemmt hatten, dann machte der AIM unvergessene Töne. Diese quietschende Tür, die sich öffnete, wenn jemand „online ging“. Remember Boris, als er noch nicht pleite, dafür aber „drin“ war? Wollt Ihr mal Klopfzeichen aus der Vergangenheit? Guckstu -> hier

 

Achtung, Enthüllung

Vielleicht es ja jetzt auch an der Zeit, über meinen Twitter-Handle zu reden. Wieso benutzt der Kluge eigentlich dieses unaussprechliche „alecmcint“ auf allen Kanälen? Ja, lange bevor Ihr Euch alle hinter irgendwelchen merkwürdigen Kunstnamen auf Facebook versucht habt zu verstecken, mussten wir mit wenigen Zeichen auskommen. Wir dachten uns Kunstnamen aus, und die mussten dann gekürzt werden. Aus meinem lieben Freund Lorenz Buchberger wurde dann der Italiener „Lorenzo die Libromontagnola“, aus dem Alexander Kluge der Schotte „Alec McIntelligence“ – und mehr als 10 Zeichen gab waren nicht drin. Also: alecmcint. Oder der liebe Bernd, der mcbeeoh. Oder Volker, damals noch vowexxl, heute wohl eher vowexs. Hach.

Bis 15. Dezember darf man hier nochmal AIM Luft schnuppern, die alte Buddy-List anschauen. Dann ist es vorbei. Die anderen Scheintoten wie ICQ oder MySpace sitzen auch an der Schwelle zum digitalen Jenseits, und irgendwo in Second World Life sitzt auch noch mein Avatar herum – vermutlich im ehemals sündhaft teuren IBM Pavillon.  Und ich werde ein wenig den Zeiten hinterher trauern, in denen ich noch nicht den Kanal voll hatte.

Hey XING, lass es doch einfach sein!

Mensch XING, wir sind seit ganz frühen OpenBC Tagen irgendwie befreundet. Irgendwann waren gefühlte 100 Wochen Freimitgliedschaft, die ich für die Vermittlung Eurer Dienste bekommen hatte,  aufgebraucht und seitdem zahle ich. Wirklich. Premium Ehrenmitglied müßte ich sein. Stattdessen geht ihr mir ständig mit Werbemails und Popups auf den Geist. Immer mehr. Man kann das nicht loswerden. Aber ich kann Euch loswerden. 

Wenn wir also weiter unsere Zweckbeziehung aufrecht erhalten wollen, dann gebt zahlenden Kunden die Möglichkeit, endlich aus diesem ganzen Werbegedöns auszuopten. Ich will kein „JobsPro“ Popup, dass mich anschreit, wenn ich mich nur kurz einlogge. Ich will keinen Kununu Spam bei mir. Genau deshalb zahle ich doch meine Monatsgebühr. 

 

 

Über den Sinn von Kurznachrichtendiensten

In seinem IOM SUMMIT Review geht Harald Schirmer der Frage auf den Grund, wie man einem kopfschüttelnden Social-Novizen erklären könnte, wieso und warum Twitter funktioniert.

Im durchschnittlichen Alltag ist Twitter für mich vor allem Newsfeed und Linkschleuder, Teil meines sich stark wandelnden Mediennutzungs-Verhaltens und eine der beste Quelle für Zufallsfunde. Längere Diskussionen oder Interaktion mit Freunden finden normalerweise eher auf Facebook statt.

Aber das „kurz- und knackig Medium“ Twitter leistet auf Veranstaltungen wie dem IOM SUMMIT auch Dienst als kollaboratives Tagebuch sowie als Medium für schnelles Feedback und als Stimmungsbarometer.

„Was bringt ein SMS ähnlicher Nachrichtendienst im Internet?“ fragt Herr Schirmer:

Social Business wird dann wertvoll, wenn ich damit nicht mehr zusätzlich dokumentiere, sondern es als Arbeitsmittel verwende. In diesem Fall ersetzt Twitter das Notizbuch und ist damit viel “Reicher” (Fotos, Videos, Links), aber vor Allem es ist Kollaboration/Interaktiv – das heißt alle schreiben im gleichen Notizbuch (verbunden über einen HashTag – in diesem Fall #ioms14 ). Der weitere sogar noch größere Wert geht in Richtung Wissensmanagement – da dieses “Notizbuch” öffentlich ist – damit also die Information jederzeit gefunden und “weiterleben” kann…

Zwei Aspekte machen Twitter im konkreten Fall für mich wertvoll:

  • Als Teilnehmer: Die Multimediale Dokumentation vieler Beteiligten des Events unter einem gemeinsamen Hashtag wie #ioms14 oder als Kollektion der wesentlichen Aussagen später in Storify.
  • Als Moderator während der Veranstaltung: Der direkte Austausch der Teilnehmer untereinander über den Vortrag. Schon während des Vortrags wird klar, welche Fragen und Themen das Publikum beschäftigt. Man kann direkt im Anschluss darauf auf das Stimmungsbild eingehen und dem Referenten bietet sich ein direkter Feedback-Kanal.

    Außerhalb der trendigen Events wie re:publica oder der Events der deutschen Netz- und Startup-Szene findet diese Form der Teilnahme an Veranstaltungen noch wenig statt. Oft twittert der Nerd bei Veranstaltungen im deutschsprachigen Raum leise vor sich hin in einen leeren Raum ohne Echo. Oft herrscht Unverständnis, wenn man während eines Vortrag auf einer Glasscheibe herumhackt und augenscheinlich nicht „zuhört“.

    Der Mehrwert erschließt sich erst durch das Tun und Erleben. Viele Referenten wissen das und fordern explizit zum twittern auf. Es ist – wie gesagt – ein wertvoller Rückkanal. Auf die Frage, ob es ihn nicht stören würde, wenn während seines Vortrags ein Großteil der Leute in ihre Devices starren, sagte einer der Kollegen sinngemäß: Nein. Denn ich weiß, dass sie sich über meine Themen austauschen. Das Device als der „Second Screen“ des Konferenzpublikums.

    Hier der direkte Link zum -> Konferenz-Review.

  • Social ist die neue Startseite

    Sebastian Matthes über den mobilen Medienwandel:

    Nutzer empfehlen ihren Freunden nur, was sie bewegt. Zum Beispiel, weil sie etwas wirklich Neues erfahren haben, weil ihnen eine tiefgründige Analyse neue Einblicke in ein komplexes Themenfeld ermöglicht hat, weil sie sich geärgert haben – oder weil sie von einer Geschichte erfahren haben, die sie im positiven Sinne zum Denken angeregt hat.

    Ich beobachte die beschriebenen Effekte auch immer mehr in meinem eigenen Medienverhalten. Über den Wandel weg von der Tageszeitung zum Internet muss man schon gar nicht mehr reden. Die Tageszeitung ist hier seit Jahren ausgestorben. An Aktualität kommt sie nicht mit, und für die Tiefe kommen dann Wochen- oder Monatszeitschriften ins Haus – diese noch papierhaft.

    Jahrelang war dann SPON die Startseite und die Quelle für aktuelle Tagesinformation. Auch das hat sich massiv gewandelt. Twitter und Facebook spülen die News in die Timeline, die andere Personen für wichtig erachten. Personen oder Freunde, von denen ich weiß, dass sie immer auf interessante Dinge hinweisen.

    Während im digitalen Zeitalter der einzige verbliebene Mehrwert einer Tageszeitung war, interessante Themen zu finden, die ich gar nicht gesucht habe, ist auch diese Funktion im sozialen Netz viel besser aufgehoben.

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    The Evolution of the Desk

    Evolution of the Desk

    Zugegeben: Ganz so aufgeräumt sieht es bei mir auch nicht im Jahr 2014 aus.

    The Collaborative Economy

    Gute Präsentation rund um das Thema „Collaborative Economy“ und die Bedeutung für unsere Wirtschaft.

  • People are empowered to get what they need from each other.
  • The crowd is becoming like a company –bypassing inefficient corporations.
  • Like social, in the last phase, corporations must use these same strategies to regain relevancy.
  • This requires business model change: product > service > marketplace > repeat.
  • As a result, companies are Resilient: connected, empowering others, built to last, and profitable
  • Say Ello

    Bildschirmfoto 2014-08-28 um 11.46.59

    Aufgeräumt und schlicht. Sehr beta. Aber vielversprechend. Keine Werbung. Datenschutz wird groß geschrieben. Du bist kein Produkt.

    Habe noch ein paar Einladungen zu vergeben.

    Zukunft der Arbeit

    In menschenleeren Fabriken werden heute Autos hergestellt. Stark repetitive Tätigkeiten werden automatisiert. So weit der Alltag heute.

    Der sehenswerte Film zeigt allerdings, dass die Grenzen der Automatisierung immer weiter verschoben werden – und Automaten auch die Jobs ersetzen werden, die wir in unserer „Wissensgesellschaft“ als sicher glauben. Die große Frage ist: Was passiert dann mit den Menschen? Wie „verdienen“ sie ihren Lebensunterhalt? Wie bemessen und verteilen wir dann Erträge?

    Auch Matthias Strobel beschreibt in seinem Artikel über die Digitalisierung der Arbeitswelt die kommenden Umwälzungen.

    Dass Maschinen menschliche Arbeitskraft ersetzen, ist nicht neu. Roboter fertigen und montieren Bauteile, transportieren Essen, bauen Rohstoffe ab, polieren Böden, bringen die Ernte ein oder prüfen die Qualität von Wasserleitungen. Programme übernehmen Aufgaben von Buchhaltern oder fungieren als Telefonberater. Laut der Forscher Frey und Osborne ist jedoch anzunehmen, dass die Automatisierung sowohl an Qualität als auch Quantität zunimmt. Das schließe auch nicht routinierte, kognitiv anspruchsvolle Tätigkeiten ein.

    Matthias Hagen, Professor an der Bauhaus-Universität Weimar, stimmt der Prognose von Frey und Osborne im Interview mit Der Westen zu: “Auch die Arbeit von gut ausgebildeten Menschen wird ersetzbar sein.” Das McKinsey Global Institute etwa prognostiziert, dass bis 2025 weltweit 140 Millionen Jobs sogenannter Wissensarbeiter durch intelligente Technik ersetzt werden.

    Nicht ganz so drastisch beurteilt offenbar die Bundesanstalt für Arbeit die Auswirkungen und meint, dass “allein die fortschreitende Technologie die Arbeitslosenzahlen nicht steigen lassen wird. Sollten Roboter eines Tages so weit sein und Fachkräfte in ihrer heutigen Tätigkeit ersetzen können, wird es im Gegenzug neue Berufsfelder geben, wo eben diese Fachkräfte wieder gebraucht werden.”

    Ich fürchte, dass diese Sicht auf die Arbeits- und Lebenswelt von morgen eher Wunschdenken ist.

    Liebe Lufthansa

    Lufthansa Fail

    Liebe Lufthansa

    ich habe da mal etwas für Eure Kunden aufgeschrieben.

    Anlaß: Bei fast jedem Buchungsprozess auf Eurer Website geht in der letzten Zeit irgendetwas schief. Der Anruf in der Hotline ergab: Ihr wißt das auch. Ihr sagt es aber niemanden. Deshalb sage ich es jetzt allen. Vielleicht erspart Euch das ein paar Anrufe in der Hotline.

    Beschreibung des Incident: Der Abschluss des Buchungsprozess nach Auswahl aller Parameter, Sitzplatzwahl, obligatorischem Verzicht auf Versicherungen aller Art, ist nicht möglich. Die Fehlermeldung auf der Website gibt keinen Grund an sondern fordert entweder zur Wiederholung oder zum Anruf im Service Center auf.

    Grund: Grund ist der Bezahlprozess. Wer „Lastschrift“ als Bezahlverfahren nutzt, sein Konto VOR der SEPA-Umstellung hinterlegt hat, kann trotz ausdrücklicher Bestätigung der SEPA Bedingungen nicht buchen.

    Workaround der Hotline (merke: KEINE Lösung, das könnte ja die IT mit ihren Software-Entwicklern einfach beseitigen): Lösche die alte Kontoverbindung im Profil unter „Zahlungsmittel“ und lege die gleiche Kontoverbindung einfach neu an – dann klappts auch mit der Buchung.

    Zahlungsmittel

    Warum das niemand fixen kann, ist mir ein Rätsel. Warum jetzt tausende Menschen bei der LH anrufen müssen, verstehe ich nicht. Aber ich habs jetzt mal aufgeschrieben für alle diejenigen, die sich wundern.

    Herzblut

    heartbleed

    Sicherheit muss man spüren. Sagte mein lieber Admin, wenn ich mal wieder über Wechsel-Zwang und erforderliche Komplexität von Passwörtern fluchte. In meiner eigenen Infrastruktur habe ich es mir meist bequemer gemacht.

    Heartbleed war anscheinend simpel und wirkungsvoll – und nicht so lustig für die Sicherheit im Netz. Eine ganze Reihe von Diensten sind betroffen, Mashable hat eine schöne List für einen einsamen Vormittag. Und Nachmittag. Vielleicht auch Abend.

    Dropbox, Facebook, Google – alles Dienste, die ich nutze und die mehr oder weniger sagen: Unwahrscheinlich, dass Du betroffen bist lieber Nutzer, aber wer sicher sein will, der sollte jetzt das Passwort wechseln.

    Nun gab es bei mir eine recht einfache Password-Policy. Im wesentlichen drei Passwörter, je sensibler der Dienst, desto komplexer das Password – nur im äußersten mit individuellen Änderungen. Wechsel? Ja, nein, vielleicht – eher selten.

    Damit sollte dann heute früh Schluss sein. Nicht nur Password-Wechsel, sondern auch 2-Faktor-Authentifizierung stand auf dem Programm. Spaß macht das nicht.

    Google regelt das so: Man bekommt alle 30 Tage eine Aufforderung zur Eingabe eines Code, dieser kommt per SMS aufs Handy. Als Backup gibt eine kleine Liste von One-Time-Passwörtern für den Geldbeutel. Klingt erstmal nicht schlecht. Bis man dann feststellt, dass das natürlich nicht für die ganzen Endgeräte und Apps so einfach geht.

    Jedes Gerät, jede App, jeder Dienst auf dem MacBook muss einmalig authentifiziert werden. Erst meckert Apple Mail, dass es keine Mails mehr abrufen kann. Dann meckert der SMTP Dienst. Und so fort. Das sieht dann im Laufe der Arbeit so aus:

    otp_google

    Man fängt also an, diese Berechtigungen für Geräte und Apps alle einzeln zu hinterlegen. Das nervt. Sehr. Aber: Sicherheit soll man spüren. Sagt der Admin. Und die Arbeit kann man ja danach wieder erledigen.

    Eventeritis

    Den üblichen Jahresauftakt mit der Connectosphere in Orlando konnte ich dieses Jahr nicht wahrnehmen. Dafür steht jetzt im Frühjahr „Wissen tanken und Gleichgesinnte treffen“ auf dem Programm.

    Nächste Woche also CeBIT Social Business Arena in Hannover. Im Mai dann wieder die NEXT in Berlin. Und wo ich schon dabei war, habe ich auch gleich die Tagung der IBM Connections Usergroup in Prag im Juni gebucht.

    Ein kleiner feiner Event eines geschätzten IBM Business Partners steht noch in Hannover an. Aber Jörg schafft es einfach nicht, mir die angekündigte Einladung zu senden.

    Die Geister, die wir riefen

    Many were increasingly of the opinion that they’d all made a big mistake in coming down from the trees in the first place. And some said that even the trees had been a bad move, and that no one should ever have left the oceans.

    (Douglas Adams)

    Hans Magnus Enzensberger hat in der FAZ derbe Technologie-Kritik geübt. Dafür erhält er von den Netzbewohnern saftige Ohrfeigen. Und in der papierverhafteten Welt werden viele zustimmend nicken. Die Ohrfeigen und die Häme aus dem Netz zeigen, wie arrogant wir Netzbewohner mit dem Thema umgehen. Die Zustimmung aus der FAZ Leserschaft zeigt, wie weit abgehängt große Teile der Bevölkerung von den Netzthemen sind. Beiden mag ich irgendwie nicht zustimmen. Eine sehr lesenswerte Position bezieht der Don Dahlmann. Ein verwirrender Kommentar schließt sich an, der auf einen Tweet von Frank Schirrmacher verweist: Alles nur Ironie, oder was?

    Warum ich das hier erwähne? Weil ich heute auf einer langen Radtour mit meiner Frau in Unkenntnis des FAZ Artikels genau diese Themen diskutiert habe. Auf dem Weg von gutbürgerlichen Berliner Süd-Westen nach Startup City-Ost stritten wir wie die Rohrspatzen um Fluch und Segen der Technologie. Warum muss mein Smartphone wissen wo ich bin? Was machen Apple und Google mit meinen Daten? Wieso muss ich all die Überwachungs- und Kontrollfunktionen meines Smartphones erst ausschalten? Wieso soll irgendwer wissen wollen, wo ich bin und was ich da tue? Wer kontrolliert die Konzerne, die meine Daten sammeln? Wer kontrolliert die staatlichen Datensammler? Muss ich das Postprivacy-Zeitalter einfach hinnehmen?

    Ich bin an sehr vielen Stellen bereit, den Preis zu zahlen. Den Preis für Bequemlichkeit, ein Information, ein Produkt, eine Lokation zu finden. Ich habe wenig Hemmungen, viele meiner Daten in Diensten wie Dropbox, OneDrive oder in der Amazon-Cloud zu speichern. Ich nutze Online Banking und will nicht darauf verzichten. Und ich kann mir keinen Fall vorstellen, bei dem ich eine Postkarte mit vertraulichen Nachrichten verschicke.

    Sicher hat Enzensberger bahnbrechenderes zur Medienentwicklung beigetragen als diese Thesen. Seine „Regeln für die digitale Welt“ – so absurd und völlig realtitätsfremd, wie sie mir im ersten Moment erschienen – haben im Nachgang zur Diskussion mit der besseren Hälfte aber einen anderen Nachklang gefunden.

    Enzensberger scheint davon auszugehen, dass die Postdemokratie schon längst gesiegt hat. Dass also wirtschaftliche Interessen und Unternehmen den politischen Entscheidungsprozess dominieren. Die individuelle Freiheit ganzer Teile der Gesellschaft muss hinter diesen Interessen nachstehen.

    Und das ist so falsch nicht. Der politische, insbesondere nationalstaatliche Kontrollverlust wird gerade bei den scheiternden Versuchen, Google, Facebook & Co unter Kontrolle zu bekommen, sichtbar. Aber wir haben nunmal den Ozean verlassen und sind auf die Bäume geklettert. Der Geist ist schon aus der Flasche. Es ist nun an Gesellschaft und Politik, den ordnenden Rahmen zu definieren. Simples Technologie-Bashing dagegen hilft nichts. Aber ein Diskurs, wie ihn Enzenzberger jetzt auslöst, ist wichtig.

    Happy

    Auf der nach oben offenen Ohrwurmskala ist Pharell Williams neben Daft Punk im letzten Jahr sicher einer der Spitzenreiter gewesen. Das 24-Stunden-Video zu seinem Song „Happy“ hat eine Welle von Nachahmern gefunden, die fröhlich singend durch ihre Städte tanzen. Von Agadir über Lodz bis nach Yakutia.

    Habe hier aus Lokalpatriotismus natürlich den Berliner Beitrag eingebunden, muss aber zugeben: Die Hamburger und die Kölner gefallen mir auch recht gut.

    Vorsicht! Gute Laune Gefahr! Hier gibt es noch viele -> weitere Städte!

    Zockerei

    flappybird

    Selbst Netz-Ureinwohner stehen manchmal kopfschüttelnd und staunend vor diesem Internet-Dingens. Zum Beispiel wegen Flappy Bird. Über Nacht wird ein pixliges Vogelgehüpfe zum Spiele-Hit auf allen Smartphones. Die Spieler können gar nicht mehr aufhören.

    Dann wird es dem Entwickler zu viel und er beschließt, das Spiel vom Markt zu nehmen. Was dann folgt, ist offenbar noch verrückter, schreibt der Johnny:

    Und so verwundert es auch nicht mehr, dass die Sucheingabe “Flappy Bird” bei Ebay zu Dutzenden Angeboten von gebrauchten Smartphones führt, auf denen das nun nicht mehr erhältliche Spiel installiert ist, und zwar zu Preisen des Mehrfachen eines neuen Modells. 3.000 Euro und mehr werden derzeit für ein iPhone mit Flappy Bird verlangt, ein HTC Mini One mit Vögelchen bekommt man bereits für einen guten Tausender.

    Und wer den Glauben an die daddelnde Jugend gänzlich verloren hat, muss sich nur staunend den Erfolg von Quizduell anschauen. Da liefert sich die Jugend Schlachten um das Allgemeinwissen.

    Manchmal sind es doch noch die simplen Dinge, die begeistern. Das Abendland geht wohl nicht so schnell unter.

    28 Tage

    Wasted Time

    28 Tage und 15 Minuten soll ich auf Facebook verbracht haben seit Juli 2007. Scheint mir eher untertrieben.

    Und wieviel Zeit hast Du auf Facebook -> verschwendet?

    Versöhnung mit den Apparaten

    Die WELT – ja, die WELT! – mit einem sehr lesenswerten und langen (Hinweis für Buchstaben-Allergiker) Artikel von Holm Friebe über die schöne neue Kommunikationswelt und die Versöhnung mit unseren Smartphones. Und über die Frage, ob ein paar Politikerinnen es schaffen, das „anachronistische Arbeitsregime“ neu zu ordnen, statt den modernen Medien für unsere Filterprobleme die Schuld in die Schuhe zu schieben.

    Ob es allerdings etwas brächte, den Angestellten den Zugang zum Internet abzuklemmen, ist mehr als fraglich. Dann spielen sie halt Minesweeper. Der Wirtschafts-Nobelpreisträger Robert Solow hat schon 1987, also lange vor dem Internet, festgestellt, dass sich das „Computerzeitalter überall bemerkbar macht, nur nicht in der Produktivitätsstatistik“.
    […]
    Trotz allen Unbehagens in den Tretmühlen des Fortschritts sollten aber gerade wir Älteren uns davor hüten, uns das wärmende Wams des Kulturpessimismus überzustreifen. Das Abendland ist schon oft untergegangen, doch niemand ist ernsthaft zu Schaden gekommen. Im Gegenteil: Trotz Schundcomics, Videospielen, Yu-Ghi-Oh! und WhatsApp werden Jugendliche von Generation zu Generation schlauer. Sie haben einen messbar höheren IQ und können mehr Komplexität verarbeiten – auch wenn es bei der Aufmerksamkeitsspanne etwas hapert. Vermutlich sind das die kognitiven Anpassungen eines elastischen Gehirns, die es braucht, um im 21. Jahrhundert zurechtzukommen.
    […]
    Deshalb wird der paternalistische Ansatz, Inseln der „Quality time“ gegen die Zeitfresserei zu verteidigen, nicht fruchten: nach Feierabend abgeklemmte Manager-Smartphones wie bei Volkswagen fallen ebenso wie die rührenden Laptop-Verbotsschilder in Cafés unter „naiven Interventionismus“, wie es Nassim Taleb nennt: untaugliche Versuche, die Geister, die wir riefen, zurück in die Flasche zu bekommen, oder besser: die Zahnpasta zurück in die Tube.

    Wir werden das Filtern schon noch lernen. Lernen müssen. Die Anpassung ist gerade in vollem Gang. Und wahrscheinlich lachen unsere Kinder und Kindeskinder über unsere Anpassungsschwierigkeiten.

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    Broken Beats

    Foto-3

    Mein Sohn wollte unbedingt Beats by Dr. Dre. Hat man halt heute. Vater bestellt also die Beats bei Amazon für den Geburtstagstisch. Das war vor fast einem Jahr. Die Beats kamen an. Sohn freut sich wie verrückt. Packt die Beats aus, setzt sie sich auf den Kopf – und der Bügel zerbricht. Es ist nicht so, dass mein Sohn grobmotorisch wäre. Oder noch nie einen Kopfhörer aufhatte. Der Bügel bricht halt.

    Klarer Fall, denkt da der Vater. Internationale Garantie. Schnell den Kundendienst der Beats kontaktiert. Freundliche Dame sagt: „Sie haben auf Amazon bei einem Händler namens Padermedia bestellt, und der ist nicht autorisiert bei uns“. Daher Garantie-Abwicklung nur über den Händler und nicht direkt bei Beats Inc.

    Pader-media aus Paderborn, oder auch Paderlectric, wie es auf der Rechnung steht und man auf eBay unterwegs war, sehen das ganz anders. Erst will man es versuchen. Angeblich hat man die Ware von einem Großhändler bezogen. Nach zehnmaligen Nachfragen (auf e-Mails wird grundsätzlich nicht geantwortet, telefonisch ist man so gut wie nicht erreichbar) heißt es, die Kopfhörer seien zur Reklamationsabwicklung bei einem Händler namens „Mobile Plus“, man nennt mir sogar eine Reklamationsabwicklungsnummer. Den Großhändler gibt es nicht, ein vergleichbarer Händler wird als insolvent im Netz geführt. Monate später, fast 50 Kontaktversuche später, reagiert man auf eine Beschwerdemail über Amazons internes Beschwerde-System. Mitgesellschafter Herr Nergiz sendet sogar eine Telefonnummer, an der er sogar erreichbar ist. Man wolle das Thema jetzt lösen, sagt er. Er überlege gerade, ob er mir einfach das Geld zurücküberweise. Er müsse das noch mit dem Kollegen klären, sagt er. Der sei im Urlaub, sagt er.

    Wieder vergehen zwei Wochen. Erneuter Anruf unter der Nummer, bei der jemand erreichbar ist. Es ist jemand erreichbar. Irgendwer anders. Ob wir das Problem nun endlich mal lösen können, so meine Frage. Klar, lautet die Antwort, ich sende den Kopfhörer noch heute raus.

    Was dann tatsächlich eintrifft, ist dieser Elektroschrott. Vermutlich lag der Kopfhörer monatelang einfach im Regal. Unternommen hat der Laden sicher nichts.

    Was lernen wir daraus? Es gibt keine Schnäpchen. Kauft ordentlich beim anständigen Händler. Auch auf Amazon. Schaut Euch vor allem die negativen Bewertungen von solchen windigen Läden an. Und kauft bloß nicht bei Pader-media. Oder Paderlectric. Oder wie auch immer sie sich gerade nennen.

    Update: Nach Prüfung durch Beats Inc. steht nun auch noch fest, dass die Ware gefälscht war. Strafanzeige ist gestellt.

    Plappernde Dinge

    „A trillion devices by 2025“. Der Kluge Haushalt(TM) hat noch für einige Prozessoren Platz. Ferngesteuert über das Indernetz werden hier neben Musik, Licht, Kamera, Alarmanlagen, Haustüren schon alles mögliche. Einen Haustürschlüssel habe ich seit Jahren nicht mehr dabei. Die Katzenklappe öffnet nur bei der korrekten Katze (unsere Katzen können nämlich NFC, quasi Near Cat Communication). Und die Kamera liefert das Bild der glücklichen Katze gleich auf alle Geräte. Das Armband redet mit dem iPhone, und die Fitness Daten gehen gleich ins Netz. Hier reden schon viele Dinge mit dem Netz.

    Aber es gibt noch viele Dinge, die reden sollen. Die Heizung wird demnächst angeklemmt und redet dann über ihren Zustand. Der Kühlschrank twittert noch nicht. Der Weinkühler sollte es tun. Die Badeschlappen tun es wohl nie – was nett wäre, wenn man sie schon suchen muss.

    Dem Bösen ist natürlich Tür und Tor geöffnet. Aber wie wir wissen, sind die eh schon alle da – auch die, die uns beschützen sollen.

    Sollen sie also kommen, die „trillion devices“. Einige werden wir noch aufnehmen.

    Zeitgeist 2012 – Das Jahr im Rückblick

    Internet Trends 2012 – The world is changing fast

    Einige sehr spannende Zahlen zu aktuellen Trends. Kommunikation, Mobilität, Publishing, Shopping, unsere sich immer schneller wandelnde Welt der Arbeit, des Lebens. Work-Life-Balance, Verfügbarkeit statt Besitz, „Asset Light“ statt „Asset Heavy“. Anschaulich zusammengefasst.