Archive for the 'Netzleben' Category

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Buchempfehlung: Netzgemüse

Ab Montag wird das Häuslersche „Netzgemüse“ ausgeliefert. Auch bei mir. Vorab ein schönes Interview mit den beiden Autoren in der Süddeutschen:

Aber viele Eltern haben weniger Ahnung von Facebook, Youtube & Co als ihre Kinder …

Johnny Haeusler: Viel schlimmer ist, wenn sie sich nicht dafür interessieren oder es gar komplett ablehnen. Sie müssen ja nicht mit technischem Knowhow glänzen, sollten aber zumindest das Medium an sich kennenlernen wollen. Vielleicht entdecken sie sogar etwas, was ihnen Spaß macht.

Tanja Haeusler: Viele Eltern sind unsicher, weil sie sich nicht in diese Welt einfühlen können. Sie selbst haben das Internet nie als Spielplatz erlebt und nutzen es höchstens professionell. Doch heute gehört diese virtuelle Welt zum Lebensraum der Kinder dazu, während sie in Großstädten und unter Aufsicht von Helikopter-Eltern weniger Möglichkeiten als früher haben, sich auszuprobieren. Eltern sollten also versuchen, auch das Positive an der Internetnutzung zu erkennen – und ruhig die Kinder fragen. Sie freuen sich meistens, den Eltern zu zeigen, was man da alles erleben kann.

Johnny Haeusler: Es ist auch aus Gründen der Sicherheit wichtig, dass Eltern das Internet nicht verteufeln. Schließlich wollen sie, dass das Kind zu ihnen kommt, wenn ihnen im Netz etwas Seltsames widerfährt. Im Leben gibt es böse Menschen, auch online müssen Kinder lernen, sich vor ihnen zu schützen, vorsichtig zu sein. Das können sie nur, wenn sie ihre Eltern zum Beispiel über eine verdächtige Kontaktanfrage informieren. Wenn sie aber erst einmal zu hören bekommen, dass die Eltern doch gleich gesagt haben, was für ein gefährlicher Unsinn dieses Kommunikationsmittel ist, werden sie lieber schweigen.

Freue mich auf das Buch. Überlege, es auf dem nächsten Elternabend als Pflichtlektüre zu empfehlen, wenn wieder die Bedenkenträger das Wort ergreifen.


Bravo-Party

Heute in der Braunschweiger Zeitung wieder einmal ein wahres Wort, diesmal vom Politikwissenschaftler Gerald Fricke::

Das Wort „Facebook-Party'“ als Synonym für aus dem Ruder laufende Sausen halte ich für Quatsch. Als 1965 die Waldbühne in Berlin von Halbstarken zerlegt wurde, anlässlich des Auftritts der Rolling Stones, hat man auch nicht „Bravo-Party“ gesagt, weil das Konzert da aufpeitschend angekündigt worden wäre. Schuld an den Verwüstungen in den Niederlanden sind gewalttätige Jugendliche, nicht Facebook. Die hätten das auch ohne Internet hinbekommen.

Wenn reflexartig immer wieder völlig planlose Politiker und ahnungslose Eltern nach staatlicher Sanktion gegen Facebook und das böse Internet rufen: Einfach kurz mal Rückblende in die eigene Jugend.

(gefunden bei Herrn Fricke selbst)

Ganz große Antwort

Geniale Antwort des katholischen Theologen und Psychiaters Manfred Lütz in der gestrigen Frankfurter Rundschau auf eine der üblichen einfallslosen Fragen:

Aber ist die Arbeitswelt nicht tatsächlich belastender geworden. E-Mails, Smartphones, Erreichbarkeit rund um die Uhr?

Im Dreißigjährigen Krieg waren die Leute rund um die Uhr für die Schweden erreichbar. Das war viel unangenehmer.

Das sitzt.

Spitzners krude Thesen – über digitale Demenz und digitale Grundbildung

Unterstütze hiermit öffentlich diesen „flauschigen Rant“ von Nico Lumma zu Manfred Spitzners Thesen der digitalen Demenz:

„Ich würde mal postulieren, dass es Kinder und Jugendliche auch in ihrer Entwicklung behindern würde, wenn sie den ganzen Tag über nur Micky Mouse oder die BILD-Zeitung lesen. Wichtig ist doch, dass schon frühzeitig damit begonnen wird, Medienkompetenz zu vermitteln. Im Englischen spricht man gerne von „digital literacy“ und damit wird sehr deutlich gemacht, worum es geht. Kinder und Jugendliche müssen frühzeitig lernen, die digitalen Medien zu nutzen und eine entsprechende Einordnung der Inhalte vornehmen zu können.“

-> weiterlesen

Paßt übrigens bestens zu meinem letzten -> Flausch-Rant zum selben Thema.

Update 30.08.2012:
Johnny Häusler vom Spreeblick hat sich Herrn Spitzner -> gestellt. Entlarvend der Diskussions-Stil von Herrn Spitzner, aber das kommt wohl leider gut an.